Dahalos

Rijasolo

13. November 2023

Dem Fotografen Rijasolo gelang, was nur wenigen gelingt: Er verschaffte sich Zugang zu den „roten Zonen“ von Madagaskar – also jenen Gebieten, in denen gefürchtete Viehdiebe das Sagen haben. Seine Serie bietet einen seltenen Einblick in eine Welt, die jenseits der staatlichen Kontrolle existiert.
„Dieses Foto ist Teil meiner Serie mit dem Titel The Zebu War. Es handelt sich um eine dokumentarische Fotoreportage, an der ich von 2013 bis 2021 gearbeitet habe. Sie befasst sich mit dem Zebudiebstahl, einem Problem, das im Süden und Westen Madagaskars weit verbreitet ist und bei der Landbevölkerung, die in bestimmten Enklaven lebt, ein enormes Gefühl der Unsicherheit hervorruft. Diese ländlichen Gebiete werden von den Militärbehörden als ‚rote Zonen‘ bezeichnet, weil sie von Banden von Zebudieben, den sogenannten dahalo, übernommen und kontrolliert werden.

Im Jahr 2020 gelang es einem Journalistenkollegen und mir, Zugang zu diesen dahalo zu erhalten. Vorausgegangen waren wochenlange Verhandlungen mit einem Nachfahren eines ehemaligen Königs der Volksgruppe der Sakalava im Westen Madagaskars. Die im Busch lebenden Menschen wie die dahalo haben immer noch viel größeren Respekt vor den Vertretern der spirituellen oder traditionellen madagassischen Autorität aus der vorkolonialen Zeit (Kolonialzeit: 1897–1960) als vor den staatlichen Behörden.

Aufgrund unseres Verhandlungsgeschicks konnten wir ein paar Tage unter den dahalo verbringen. Da sie von der Armee aktiv verfolgt werden, sind sie selbst stets bewaffnet. Sie werden von einem einzigen Häuptling angeführt und üben ihre Autorität mit Gewalt über die benachbarten Dörfer aus; ihre Macht kann sich über Dutzende von Quadratkilometern erstrecken. Das System kann als eine Art Mafia angesehen werden. Der madagassische Staat hat im Allgemeinen keine Befugnisse in diesen Gebieten, und die lokalen Staatsvertreter drücken unter dem Druck der Korruption oft ein Auge zu …“
Text und Bild: © Rijasolo
EQUIPMENT: Leica M (Typ 262), Summarit-M 1:2.4/35 Asph

LFI 8.2023+-

Lesen Sie mehr über Rijasolos Fotoprojekt im LFI Magazin 8.2023.
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Rijasolo © Sonia Rutenburg
© Sonia Rutenburg

Der in Frankreich geborene Fotograf ist seit 2000 hinter der Kamera tätig. 2004 begann er mit seiner Serie Miverina, die sich um seine Beziehung zu Madagaskar dreht und weltweit Gegenstand verschiedener Ausstellungen war. 2022 erhielt Rijasolo einen World Press Photo Award in der Kategorie „Afrika, Langzeitprojekt“ für seine Dokumentation La Guerre des Zébus. Er lebt und arbeitet in Antananarivo. Mehr

 

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