Buch des Monats – Renato D'Agostin - Orbit

Renato D’Agostin

25. Mai 2018

In diesem Monat überschreiten wir mit unserem Tipp die Grenzen des Visuellen: Wir präsentieren ein ungewöhnliches Projekt, das Fotografie mit Musik verbindet.
Orbit ist das Ergebnis eines Dialogs zwischen dem Fotografen Renato D'Agostin und dem Komponisten und Musiker Scott Worthington. Es wurde von dem französischen Editionsprojekt IIKKI zwischen September 2017 und Januar 2018 initiiert. Das gesamte Projekt arbeitet auf zwei physischen Ebenen: einem Buch und einer Vinyl-Schallplatte. Es sollte daher auch auf verschiedene Weisen erlebt werden: das Buch ansehen, die Platte hören und dann beides zusammen.

Wir haben mit Renato D’Agostin über das Buch und seine Erfahrungen gesprochen:

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Scott Worthington und wie haben Sie kooperiert?

Die Zusammenarbeit geht auf einen Vorschlag von Mathias Van Eecloo zurück, Direktor von Iikki Bos, ein französisches Editionsprojekt, das Dialoge zwischen einem bildenden Künstler und einem Musiker anstößt. Van Eecloo schlug mir die wunderschöne Musik von Scott Worthington vor, und ich dachte sofort, dass sie gut mit meiner Fotografie zusammenpassen könnte.

Wie kam die Abfolge der Bilder im Buch zustande?

Die Fotografien stammen aus mehreren früheren Projekten. Orbit ist eine Sammlung meiner Arbeiten, die von meinen Anfängen bis in die jüngste Zeit reicht. Ich habe die Musik benutzt, um eine die Bilder verbindende Sequenz zu finden. Da Orbit Fotografien aus den letzten 15 Jahren enthält, war die Auswahl keine leichte Aufgabe. Es ist ein ziemlich langer Zeitraum, sich mit der eigenen Arbeit vertraut zu machen, aber ab einem bestimmten Punkt lässt man die Bilder ganz selbstbewusst in die Seiten fließen.

War es von Anfang an klar, nur Schwarzweißbilder zu verwenden?

Ja. Meine Fotografie war immer überwiegend schwarzweiß. Die Dunkelkammer ist ein wichtiges Element meiner Arbeit, bei der ich das Licht unter dem Vergrößerungsgerät neu anordne, um ein oder mehrere Elemente gegenüber anderen zu betonen und um das Negativ auf dem Papier zu formen. Die Auswahl aus dem schwarzweißen Werk war für mich der richtige Weg, um mit dem ganzen Projekt zurechtzukommen.

Was sind Ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem Projekt?

Ich fand es sehr befriedigend, mit Iikki zu arbeiten. Worthingtons Musik zu entdecken, hatte dabei einen großen Anteil und ich bin froh darüber. Den Dialog mit der Musik zu eröffnen, hat mich zu dieser starken Sequenz, wie ich finde, geführt und dazu, in meine Vision zu blicken.

Welche Kamera haben Sie für die Bilder benutzt?

Da die Fotografien aus verschiedenen Projekten meiner Arbeit stammen, wurden unterschiedliche Kameras verwendet, von einer Leica R6 über Leica M6 und M7 bis hin zu einer Nikon F100.

Warum haben Ihre Bilder im Buch keine Titel?

Ich neige dazu, niemals Bildunterschriften für meine Fotografien zu verwenden, hauptsächlich, weil ich es vorziehe, dass sich der Betrachter nicht mit einem bestimmten Thema, einem bestimmten Moment oder einem bestimmten Ort verbindet. Ich glaube, dass dadurch der Betrachter nicht genötigt wird, einer bestimmten Interpretationen zu folgen, sondern seinem eigenen Gedankengang. Auf diese Weise kann er seinen eigenen Weg zum Lesen meines visuellen Alphabets finden.

Was unterscheidet das aktuelle Projekt von Ihren bisherigen Büchern?

All die Jahre meiner bisherigen Arbeit in einer kuratierten Sequenz zu sehen, zeigt mir, was ich als nächstes versuchen möchte.

(Ulrich Rüter)
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Renato D’Agostin

Renato D’Agostin+-

Renato D’Agostin wurde 1983 in Venedig geboren. 2001 begann er dort seine Karriere als Fotograf. Die Atmosphäre des Stadtlebens nährte seine Neugier, Lebenssituationen mit der Kamera zu erfassen. Dafür reist er 2002 durch die Hauptstädte Westeuropas. Nach einer Zeit in Mailand, wo er mit dem Produktionsstudio Maison Sabbatini arbeitete, zog er in die USA, um in New York zu fotografieren. Dort traf er den Fotografen Ralph Gibson und wurde später sein Assistent. 2007 präsentierte er Metropolis in der Leica Galerie in New York. Weitere Ausstellungen schlossen sich in den folgenden Jahren in den USA, Europa und Asien an. Seine Werke wurden in zahlreichen Büchern veröffentlicht.

Scott Worthington ist Kontrabassist und Komponist und lebt in Los Angeles. Er spielt in Kammerensembles, Orchestern, Tonstudios und als Solist. Seine Musik wurde von der Library Foundation in Los Angeles, Loadbang, dem Ekmeles Vocal Ensemble und zahlreichen Solisten in Auftrag gegeben. Er hat bisher zwei Alben veröffentlicht. Mehr

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