Die Befreiung Mossuls

Rasmus Flindt Pedersen

8. Februar 2019

Zerstörte Gebäude, Waffen, Verwundete: Gleich zweimal ist Rasmus Flindt Pedersen im Jahr 2017 in den Irak gereist, um das Grauen vor Ort in Bilder zu bannen. Im Gespräch erklärt Pedersen seine Motivation, genau solche Orte immer wieder zu fotografieren.
Zerstörte Gebäude, Waffen, Verwundete: Gleich zweimal ist Rasmus Flindt Pedersen im Jahr 2017 in den Irak gereist, um das Grauen vor Ort in Bilder zu bannen. Von Oktober 2016 bis Juli 2017 dauerten die Kämpfe zwischen den irakischen Streitkräften und der Miliz Islamischer Staat (IS) um die Stadt Mossul. Im Gespräch erklärt Pedersen seine Motivation, genau solche Orte immer wieder zu fotografieren.

Wie haben Sie die Situation im Irak erlebt?
Als ich das erste Mal nach Mossul kam, war die Situation relativ ruhig – große Teile von Ost-Mossul waren im Januar 2017 bereits befreit. Die Kämpfe waren abgeflaut, während die irakischen Kräfte den Angriff auf den dichter besiedelten westlichen Teil der Stadt vorbereitet haben. Der IS war im Osten aber noch immer aktiv, auch wenn ER nun versteckter vorgehen musste, etwa mit Autobomben und Drohnenangriffen.

Die Kämpfe im Westen waren heftig und der Angriff der irakischen Streitkräfte gestaltete sich schwierig in den engen Straßen der Altstadt und mit all den Zivilisten, die noch immer in ihren Häusern gefangen waren. Krieg zu erleben ist eine grauenvolle Sache, aber er formt auch ein spezielles Band zwischen den Menschen. Ich fühle mich privilegiert, genau das erlebt zu haben, aber ich werde die Bilder, den Klang und den Geruch des Krieges nie mehr vergessen.

Was bringt Sie dazu, in Kriegs- und Krisengebieten zu arbeiten?
Ich finde es wichtig, dass Journalisten und Fotografen Kriege und Konflikte so wahrhaft wie nur möglich dokumentieren. Alle müssen wissen, was in der Welt passiert und können dann entscheiden, ob sie dem Kurs der Politiker zustimmen oder nicht. Jeder Bürger hat die Möglichkeit, den Lauf der Geschichte zu verändern, aber das muss auf guten Informationen basieren. Ich möchte diese Basis besser machen.

Wie gewinnen Sie Distanz von den Dingen, die Sie sehen?
Ich bin nicht sicher, ob ich je Distanz gewinne. Die alte Geschichte, dass Fotografen ihre Kamera wie ein Schild tragen, trifft auf mich nicht zu. Wenn ich fotografiere, kann ich einige Dinge um mich herum ausklammern, aber ich bin immer noch total fokussiert auf das, was sich vor meiner Kamera abspielt. Außerdem passiert auch eine Menge, wenn man die Kamera gerade nicht benutzt, also geht diese Rechnung nicht auf. Ich verlasse mich auf Gespräche mit Kollegen und einem Psychologen, um sicherzugehen, dass ich nicht zu sehr beeinträchtigt bin.

Was sind Ihre nächsten Pläne?
Derzeit warte ich auf mein erstes Kind. Später dieses Jahr möchte ich dann ein Projekt über Kriegsfolgen umsetzen: Wie man weitermacht, nachdem man extremste Gewalt erlebt hat.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Rasmus Flindt Pedersen

Rasmus Flindt Pedersen+-

Rasmus Flindt Pedersen wurde 1981 in Odense, Dänemark, geboren. Er studierte Medienwissenschaften, wechselte dann jedoch in die Fotografieklasse an der Danish School of Media and Journalism. Seit seinem Abschluss 2011 arbeitet er als Freelancer. Er lebt in Kopenhagen.

Mit seinen Bildern konnte er zahlreiche Auszeichnungen gewinnen, darunter Danish Photo of the Year 2018, Editorial Photographer of the Year bei den 2018 International Photography Awards und weitere Preise für seine Arbeit im Irak und seine Dokumentation der Flüchtlingskrise in Europa. Mehr

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