Champagner im Keller

Nina Röder

22. April 2021

„Ich wusste, ich wollte eine skurrile Kombination fotografieren. Das war das allererste Motiv aus meiner Serie Champagner im Keller.“
„Samuel Beckett sagt im übertragenen Sinne über die Absurdität: Es ist das Mittel unserer Zeit, wenn uns die Worte fehlen. Und das trifft meiner Meinung auch auf den Verlust von Menschen zu. In Becketts Werken geht es außerdem auch um eine nicht funktionierende Kommunikation – eine Kommunikation, die ins Leere läuft. Das absurde Theater hat deshalb sehr oft tragikomische Züge, die ich in meinen Fotografien wiedergeben will, in dem ich etwa intime Gegenstände wie die Gebissprothesen meiner Großeltern mit Objekten kombiniere, die in keinem sinnvollen Zusammenhang stehen.

Meine Großmutter hat Porzellantiere gesammelt. Dieses Porzellanpferd war ihr lieb und teuer, da es mit besonderen Erinnerungen verbunden war. Als Jugendliche hatte sie ein wunderschönes weißes Pferd, einen Schimmel namens Rosa, besessen. Das Tier musste vor ihrer Vertreibung erschossen werden, da Sudetendeutsche keine größeren Besitztümer mitnehmen durften.

Als ich mit der Serie Champagner im Keller begann, stieß ich auf die Porzellanfigur. Die Gebissprothesen gab es noch, weil das Krankenhaus den Angehörigen das Eigentum der Verstorbenen übergeben hat. Das Pferd und die Zähne sind die intimsten Erinnerungsstücke an meine Großeltern.“

Erfahren Sie mehr über die Strecke in LFI 03/2021.
Text und Bild: © Nina Röder
EQUIPMENT: Leica SL2 mit Apo-Summicron-SL 90 f/2 Asph

Nina Röder+-

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© Johannes Heinke

Geboren 1983 in Neuendettelsau. Nina Röder studierte Medienkunst und Design mit dem Schwerpunkt Fotografie an der Bauhaus-Universität in Weimar. Seit 2017 ist sie Professorin für Fotografie an der University of Europe for Applied Sciences (ehemals BTK) Hamburg. 2020 schloss sie ihre Promotion im Bereich der künstlerischen Forschung ab. Ihre Arbeiten waren auf internationalen Festivals und in Ausstellungen zu sehen. Mehr

 

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