Ein Tag mit Dirk Nowitzki
Ein Tag mit Dirk Nowitzki
Nady El-Tounsy
5. März 2020
LFI: Wie kamen Sie dazu Menschen, ob prominent oder auch nicht, in ihrem Alltag zu fotografieren?
Nady El-Tounsy: Ein Tag im Leben von begann eher zufällig beim Kölner Karneval. Dort sind mir die Pfandsammler aufgefallen, die ihrem Geschäft nachgingen. Spontan habe ich einen von ihnen angesprochen und er hatte nichts dagegen, dass ich ihn mit meiner Kamera – damals eine M9 – begleitete. Ich habe an diesem Tag sehr viel von Pietro gelernt und wollte anschließend in den Alltag weiterer Menschen eintauchen. So habe ich fortan Personen begleitet, zu deren Tätigkeit ich einen Bezug aus meinem eigenen Alltag herstellen konnte. Im Laufe der Serie bin ich vielen Menschen begegnet, die für das brennen, was sie jeden Tag tun und bei denen man das Gefühl hat, es sei eine Berufung und nicht nur ein Beruf. Mich hat das jedes Mal tief beeindruckt und gleichzeitig motiviert, immer neue Protagonisten für die Strecke zu suchen.
Hat sich die Arbeit mit Dirk Nowitzki von vorherigen Projekten im Rahmen der Serie unterschieden?
Die Anreise war etwas länger als sonst und auch der Erstkontakt war schwieriger. Für gewöhnlich begleite ich die Leute nur an einem Tag. Bei Dirk waren es – aufgrund der langen Anreise und der günstigen Gegebenheiten mit zwei Heimspielen – zwei Tage. Vor Ort war das Ganze dann weniger persönlich. Dirk ist in Dallas überall präsent und jeder will ein Teil von ihm. Man hat ihn also nie allein für sich. Es waren immer Betreuer, Trainer, Mitspieler oder Fans um uns herum.
Hat dieser Beitrag Ihre Herangehensweise bei späteren Reportagen beeinflusst?
Eher nicht, denn für mich sind vor der Kamera alle Menschen gleich. Mir ist egal, was sie verdienen oder welchen Status sie haben. Das Schöne an diesem freien Projekt ist, dass ich selbst entscheiden kann, wen ich begleiten oder anfragen möchte. Auch die Vorbereitung eine Person bleibt sich grundsätzlich gleich – nur am Tag des Fotografierens ist immer alles anders und genau das macht es spannend.
Wie würden Sie einen Tag mit Dirk Nowitzki beschreiben?
Obwohl er so viel erreicht hat, ist er noch immer ein sehr umgänglicher und unkomplizierter Mensch, der sich selber nicht so wichtig nimmt. So konnte ich ungehindert arbeiten und bei nahezu allem dabei sein. Ob bei der ersten Trainingseinheit am Vormittag oder dem Warmmachen vor dem Spiel. Beim Spiel gegen Portland hatte ich für ein Viertel einen Platz unter dem Korb direkt neben der Bank der Mavericks.
Was war für Sie der verblüffendste Moment während der Reportage?
Es gab eigentlich nicht den einzelnen Moment – mich hat eher verblüfft, mit wie viel Spaß Dirk noch bei der Sache war. Es war damals seine 17. Saison bei demselben Verein. Trotzdem hat er viel gelacht, gescherzt und hatte immer einen Spruch parat. Aus fotografischer Sicht war der Zugang wohl das Verblüffendste. Mir wurden quasi alle Türen geöffnet und ich konnte mich frei in der Halle bewegen. Ein absolutes Privileg und besser, als ich es erwartet hatte. Nur vor dem ersten Spiel gegen die Warriors musste ich mich einmal an einem Ordner vorbei schmuggeln und wurde anschließend beinahe der Halle verwiesen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Bilder, auf die ich aus war, aber bereits gemacht.
Interview: Moritz Klingsporn
Alle Bilder auf dieser Seite © Nady El-Tounsy
Equipment: Leica M240 mit 1:1.4/24 ASPH Summilux, 1:2/35 ASPH Summilux & 1:1.4/50 ASPH Summilux
Nady El-Tounsy+-
... wurde 1985 in Berlin geboren und wollte eigentlich nie Fotograf werden. Erst mit 23 Jahren hat er seine erste Kamera gekauft und damit Sneaker fotografiert. Ein Jahr später wurde aus dem Hobby ein Beruf. Heute fotografiert er hauptsächlich Reportagen und möchte ehrliche Bilder kreieren, die Situationen und Emotionen einfangen. Er mag Bilder mit klaren Aussagen, die ohne Bildbeschreibung funktionieren. Er hat mit allen Generationen von digitalen Leicas gearbeitet, von der M8, über M9, M (Typ240) und aktuell der M10. Mehr