Als Vertreter der legendären Fotografengruppe der „New Topographics“ war sein Blick auf die US-amerikanische Landschaft außergewöhnlich.
Seit den 1960er Jahren schuf Wessel ein vielseitiges Œuvre, in dem er vor allem die urbanen, aber auch die ländlichen Regionen Kaliforniens thematisierte. Dabei war eine Leica die bevorzugte Kamera: sie lieferte die nötige Spontaneität, um aus der Vielfalt des alltäglichen Lebens die besonderen Motive herauszufiltern. Und diese konnten ihm auch gerne beim Autofahren vor die Linse geraten. Dabei sind die Aufnahmen alles andere als langweilig, oft sind die vermeintlich banalen Motive mit subtiler Ironie und feinem Humor aufgeladen.
Erst nach seinem Studium der Psychologie entdeckte der 1942 in New Jersey geborene Wessel die Fotografie. Nach einer fotografischen Ausbildung in New York hatte er rasch Erfolg; bereits 1973 wurde er im dortigen Museum of Modern Art mit einer Einzelschau präsentiert. Und die Teilnahme an der bahnbrechenden Gruppenausstellung „New Topographics: Photographs of the Man-Altered Landscape“ des George Eastman House in Rochester im Jahr 1975 ließ ihn endgültig als Vertreter einer neuen, sachlichen Sicht auf die Landschaft gelten. Nicht zuletzt durch seine fast dreißigjährige Dozententätigkeit am San Francisco Art Institute hat er Generationen von Fotografen maßgeblich geprägt. Im Alter von 76 Jahren ist der vielfach ausgezeichnete Henry Wessel nun im kalifornischen Richmond gestorben.