The Hungry River
The Hungry River
Mika Grunwaldt
30. August 2024
Mapura, Bangladesch, 2024
Der Fotograf Mika Grunwaldt reiste für sein Projekt The Hungry River durch ländliche Gegenden in Bangladesch und dokumentierte in feinfühligen Aufnahmen das Leben in einer von Verlust geprägten Region. Wir sprachen mit ihm über seine Erfahrungen und die besondere Art des fotografischen Prozesses, den die M10-D ermöglicht.
LFI: Sie waren mit der Leica M10-D einige Zeit in Bangladesch unterwegs und haben beeindruckende Bilder gemacht. Wie kam das Projekt zustande, und worum geht es in der Serie The Hungry River?
Mika Grunwaldt: Ich konnte die Leica M10-D für die Fortsetzung meines Projekts The Hungry River verwenden, das ich während meines Auslandssemesters am Pathshala Media Institute in Dhaka begonnen hatte. Das Projekt war zu dem Zeitpunkt erst „anfotografiert“, lieferte thematisch und fotografisch jedoch so viel Potenzial, um mich auch in meiner Abschlussarbeit des Studiums Visual Journalism and Documentary Photography damit zu beschäftigen. Bei meinem zweiten Aufenthalt in Bangladesch entstanden dann diese Bilder.
In der Serie geht es um sehr viel auf einmal: Das Initialthema war die Erosion der Inseln im Meghna-Flussdelta und ihre Ursachen, wie der Klimawandel und menschliche Einflussnahme. Nachdem ich längere Zeit in einer ländlichen Gemeinde im Flussdelta recherchiert und fotografiert hatte, konnte ich das Gefühl für die Veränderungen der Region auf eine Erosion im sozialen und kulturellen Sinne übertragen. Denn durch die Erosion verlieren die Bewohnerinnen und Bewohner der Inselregionen nicht nur immer mehr Land, sondern auch ihre Lebensgrundlage. Externe Einflüsse aus Religion und Politik sowie Migration und demografische Veränderungen tragen zudem maßgeblich zum allgegenwärtigen Verlustgefühl bei, das man in der Region und in der Lebensrealität der Menschen verspürt. In einer fragmentarisch-poetischen Herangehensweise habe ich versucht, mich dieser Erosion im tieferen Sinne zu widmen.
Warum haben Sie sich entschieden die Leica M10-D, eine digitale Kamera ohne Display, auf Ihre Reise mitzunehmen?
Ich liebe Messsucherkameras und fotografiere am liebsten analog auf Film. Ich schätze die Entschleunigung des analogen Fotografierens: das manuelle Fokussieren, das intensive Reflektieren, das Bildbauen vor dem Auslösen sowie die Zeit, die zwischen dem Fotografieren und dem ersten Begutachten der Bilder liegt. Leider wurde mir meine Leica M6 gestohlen, und die Filmpreise sind in den letzten Jahren gestiegen. Dazu kommt, dass es in Bangladesch sehr schwierig ist, Filme entwickeln zu lassen. Die Leica M10-D war also die perfekte Wahl, da sie wie eine analoge Kamera funktioniert, aber digitale Bilder liefert.
Wie verändert das Fotografieren ohne Display Ihre Praxis?
Das Fotografieren ohne Display nimmt mir den Stress während meiner freien Arbeiten. Ich achte viel mehr auf das Licht, die Stimmung und vor allem auf Details, die das Bild stören könnten. Gleichzeitig merke ich, dass ich nicht jedes Bild kontrollieren kann. Durch das langsamere Arbeiten beschäftige ich mich viel intensiver mit den Protagonistinnen und Protagonisten und erarbeite gemeinsam mit ihnen ein Porträt.
Erkennen Sie einen möglichen Gegentrend zur herkömmlichen Digitalfotografie mit Display?
Der Trend in der herkömmlichen Digitalfotografie folgt ganz dem Motto „Schneller, höher, weiter“: schnellerer Autofokus inklusive Tracking-Funktion, mehr Bilder pro Sekunde, höhere Auflösungen mit weniger Rauschen bei hoher ISO-Einstellung. Natürlich sind das praktische Funktionen, die den Arbeitsalltag für viele Fotografinnen und Fotografen erleichtern und je nach Projekt unabdingbar geworden sind. Gerade in meinen freien Arbeiten brauche ich diese Features aber nicht. Im Gegenteil: Mich stressen der digitale Sucher, die vielen Knöpfe und das „Mitdenken“ der Kamera. Die Art der Fotografie ist mit der M10-D eine andere, die einem entweder liegt oder nicht. Für mich passt die Digitalfotografie mit dem analogen Gefühl einfach sehr gut.
Wem würden Sie eine solche Kamera besonders empfehlen?
Die Leica M-D-Linie ist besonders für diejenigen geeignet, die sich zur analogen Fotografie hingezogen fühlen und über die nötigen technischen Kenntnisse verfügen, um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. Die Kamera bietet die einzigartige Möglichkeit, sich der Fotografie mit Entschleunigung zu widmen und ein präzises Gespür für seine Umgebung zu entwickeln.
Mika Grunwaldt+-
Geboren 1989, studierte Visual Journalism and Documentary Photography an der Hochschule Hannover und in Dhaka. Seine Arbeit fokussiert sich auf humanitäre und soziale Fragestellungen sowie auf Themen der gesellschaftlichen Ungleichheit und Gerechtigkeit. Er ist als Fotograf und als Bildredakteur tätig. Mehr
Mapura, Bangladesch, 2024
Der konservative Islam, der sich seit der Unabhängigkeit Bangladeschs im Jahr 1971 stark ausbreitet, übt einen tiefgreifenden Einfluss auf das Leben und das soziale Miteinander der Menschen aus. Für viele Einwohner ist die Religion ein wichtiger Teil ihrer bangladeschischen Identität. So wird die traditionelle Kleidung der Männer, Lungi genannt, nach und nach durch die Kurta ersetzt. Frauen tragen statt der traditionellen Saris vermehrt Hidschabs, Burkas oder den zweiteiligen Salwar. Die Veränderung des äußeren Erscheinungsbildes ist kennzeichnend für die aufstrebende, finanziell privilegierte islamische Bourgeoisie im Land, die sich zunehmend von der einfachen Bevölkerung distanziert und großen politischen Einfluss ausübt. Daulatkhan, Bangladesch 2024
Daulatkhan, Bangladesch, 2024
Daulatkhan, Bangladesch, 2024
Daulatkhan, Bangladesch, 2024
Kulsum ist ein stolzes Mitglied der Manta-Gemeinschaft. Schmuck hat für sie eine große Bedeutung. Innerhalb der Manta ist der Verkauf von Goldschmuck ein charakteristischer Beruf. Als wichtige Einnahmequelle zählt auch das Auffinden von Schmuckstücken, die Frauen möglicherweise beim Baden verloren haben. Sie verwenden spezielle Metallsiebe, um den Schlamm am Grund der Gewässer zu durchsuchen. Borhunuddin, Bangladesch 2024
Daulatkhan, Bangladesch, 2024
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Daulatkhan, Bangladesch, 2024
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