Mendooran

LFI: Warum haben Sie den Namen Mendooran gewählt? Und was hat es mit dem Rodeo auf sich?
Meg Hewitt: Mendooran ist eine kleine Stadt am Castlereagh River in New South Wales, Australien. Sie hat 559 Einwohner und ist eine Autostunde von jeder anderen Stadt entfernt. Viele der Gebäude stehen heute leer. Der alte Gemischtwarenladen meiner Großmutter liegt verlassen am Ortseingang, das größte Gebäude ist ein Wasserturm, der in der Nachmittagssonne glitzert. Die Dorfkneipe ist gerade noch so geöffnet. Einmal im Jahr findet in Mendooran das Rodeo statt. Bushmen’s Carnivals, das australische Pendant zu den amerikanischen Rodeos, entstanden in den 1920er-Jahren im nördlichen New South Wales und waren ab den 1930er-Jahren fest etabliert.

Wer sind die Protagonisten, und wie sind Sie mit ihnen in Kontakt gekommen?
Drei Generationen meiner Familie wurden in Mendooran geboren. Ursprünglich waren es Sträflinge, die durch das Hunter Valley in Richtung des freien Farmlandes im zentralen Westen zogen. In den letzten zehn Jahren sind die meisten Familienmitglieder gestorben oder weggezogen. Als ich diese Bilder machte, waren nur noch meine Cousine zweiten Grades und ihr Sohn übrig. Ihr Freund war ein Bergarbeiter mit einer Tätowierung eines Sixpacks auf dem Bauch.

Hatten Sie einen bestimmten Ansatz bei der Aufnahme Ihrer Fotos? Was wollten Sie in erster Linie zeigen?
Die Fotografie ist mein Tagebuch. Ich möchte, dass Bilder etwas festhalten, das über das hinausgeht, was ich sehe – so wie Sätze mehr bedeuten als Worte.

Inwiefern ist die M6 für Ihre Art der Fotografie von Vorteil?
Die M6 ist die ultimative analoge Kamera. Durch ihre Einfachheit fühlt sich die Kamera wie eine Verlängerung des Körpers an. Das Gewicht ermöglicht eine Stabilisierung bei langen Verschlusszeiten, und die Einstellräder und Bedienelemente sind perfekt positioniert, robust und leichtgängig. Mit dem Messsucher kann man über die Szene hinausschauen und bleibt trotzdem mit dem Geschehen verbunden. In Verbindung mit einem 35-mm-Summicron kenne ich den Blickwinkel, bevor ich die Kamera an mein Auge halte.