Sansibar

Manfred Heemann

16. Juni 2023

Sansibar – die Insel mit afrikanischen, arabischen und europäischen Einflüssen – steht im Mittelpunkt der Serie des deutschen Fotografen.
Trotz des aufblühenden Tourismus in den Strandregionen leidet Sansibar an eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten. In seiner von Farbigkeit geprägten Serie über die Insel veranschaulicht Manfred Heemann das Leben, den Alltag und den Charakter der einheimischen Bevölkerung.

LFI: Was fasziniert Sie an Sansibar – und was wollten Sie mit Ihren Bildern zeigen?
Manfred Heemann: Sansibar hat eine sehr interessante Geschichte, die von afrikanischen, arabischen und europäischen Einflüssen geprägt ist. Die Nähe zum afrikanischen Festland ist zu spüren, gleichzeitig wirkt alles sehr verdichtet, weil das Leben auf einer Insel stattfindet. Die Wirtschaft lebt vom Tourismus und der Landwirtschaft. Mit den Bildern wollte ich den Charakter der Lebensweise der einheimischen Bevölkerung bei eingeschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten herausarbeiten. Sehr traditionelle Methoden etwa des Fischfangs vermischen sich mit der Präsenz des Tourismus, ohne dass ich das Gefühl hatte, dass das eine nicht zum anderen passt. Diese Vermischung vermittelt eine Teilhabe an der Welt, auch wenn sie auf einem sehr niedrigen wirtschaftlichen Niveau stattfindet.

Wie war Ihre fotografische Herangehensweise, worauf haben Sie besonders geachtet?
Wichtig war mir in erster Linie, dass die Bilder die „Farbigkeit“ der Lebensweise der einheimischen Bevölkerung wiedergeben, und das bei allen Lichtverhältnissen, vor allem auch abends nach Sonnenuntergang. Tagsüber ist es das besondere Sansibar-Licht, das einen sehr schnell zu Postkartenmotiven verleiten kann. Um das zu vermeiden, entstanden die Bilder vorwiegend in der frühen Morgen- oder Abenddämmerung.

Welche Kamera haben Sie verwendet, und wie war Ihre Erfahrung damit?
Ich habe mit einer Leica M9, einem Elmar-M 1:2,8/50, einem Summicron-M 1:2/35 Asph und einem Elmarit-M 1:2,8/28 fotografiert. An der M9 gefällt mir vor allem, dass sie hinsichtlich der Handhabung und Anmutung sehr an die analogen M-Kameras erinnert. Insbesondere die Farbwiedergabe und die Schärfe der Bilder sind im Vergleich zu anderen Kamerasystemen auch heute noch beeindruckend. Diese Aspekte lassen sich in der Bildbearbeitung nochmals M-typisch herausarbeiten. Die Leica ist zudem stets unauffällig. Als Fotograf bin ich mit ihr in der Hand ein westlicher Tourist, der keine Aufmerksamkeit erregt. Jedes Bild, das entsteht, ist zugleich eine Übung im „Spielen des Instrumentes“.

Welchen Transformationen ist Sansibar aufgrund des Tourismus ausgesetzt?
Der Tourismus bietet Arbeit und Einkommen für viele, aber nicht für alle. Hier gilt es, darauf zu achten, dass in der einheimischen Bevölkerung keine Parallelwelten entstehen oder prägend werden. Strandregionen werden sich anders und womöglich auch schneller entwickeln als traditionelle ländliche Regionen. Die Verbindung von schnell wachsenden touristisch geprägten Kommunen mit älteren städtischen und ländlichen Strukturen entsteht womöglich erst durch eine gute Politik, die sich der Herausforderungen bewusst ist.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Manfred Heemann
EQUIPMENT: Leica M9 mit Elmar-M 1:2.8/50, Summicron-M 1:2/35 Asph, Elmarit-M 1:2.8/50

Manfred Heemann+-

Z2A-NCR-DUJ_HM-1_1684153339681-Bearbeitet
© Manfred Heemann

Der Fotograf ist in Mettingen im westfälischen Bergbaumilieu aufgewachsen und entwickelte früh ein Interesse für Kunst und Fotografie. Nach Jurastudium und Promotion in Münster lebte er rund ein Jahr in Chicago. Anschließend war er als Rechtsanwalt in Frankfurt am Main tätig. Seit 2015 arbeitet er bei der Finanzaufsicht. Neben der Fotografie mit der Leica M interessiert ihn die Darstellung der Vergangenheit im Bild. Zu diesem Thema hat er im letzten Jahr im Wasmuth & Zohlen Verlag einen Bildband (Orte) veröffentlicht und eine Auswahl der Werke in der Frankfurter Heussenstamm-Galerie ausgestellt. Er lebt in Frankfurt am Main. Mehr

1/9
1/9