Das Leben ohne Menschen
Das Leben ohne Menschen
Magdalena Solé
18. März 2015
© Magdalena Solé, !Vogel! !Strauß!, aus der Serie !Aftermath!
1991 war ich zum ersten Mal in Japan. Zahlreiche weitere Besuche sollten folgen. Mittlerweile ist das Land zu meiner spirituellen Heimat geworden. Dennoch war ich völlig unvorbereitet, als ich das evakuierte Gebiet rund um das Kernkraftwerk Fukushima Daiichi betrat. Von dem Augenblick der Evakuierung an schien die menschliche Zeitrechnung in diesem 12 Meilen großen Radius still zu stehen. Das Leben ohne Menschen jedoch ging weiter. Hoch wucherndes Gras, verwilderte Nutz- und Haustiere und Strauße übernahmen die sorgfältig gepflegten Häuser und Ländereien. Die Japaner sind – mehr als andere Völker und Kulturen – mit dem Land ihrer Vorfahren seelisch sehr stark verbunden. Verdrängt und entwurzelt zu werden bedeutet für sie das größte Unglück.
Die meisten von uns kennen Zerstörung durch Naturgewalten durch das Fernsehen. Vor Ort ist die Erfahrung eine völlig andere. Sie raubt dir die Sinne. Du kannst die Überreste anfassen, die Fäulnis und Verwesung riechen. Du siehst weite, ehemals bewohnte, nun vollkommen zerstörte Landstriche und diese unglaubliche Einsamkeit, die dich da erfasst, kann man nicht einfach wegzappen. Diese Eindrücke saugen sich einfach an dir fest. Das Erdbeben und der Tsunami zerstörten ganze Städte und töteten Tausende Menschen.“
Vom 18. bis 28. Oktober 2015 leitet Magdalena Solé in Japan einen Fotoworkshop. Anmeldungen und weitere Informationen unter: www.photoxpeditions.com.
Magdalena Solé+-
Magadalena Solés fotografischer Schwerpunkt ist die Sozialreportage. In Spanien geboren, siedelte Solé im Alter von sieben Jahren mit ihrer Familie in die Schweiz um. Mittlerweile lebt sie in New York und Vermont. Für die Fotografie ist sie in der ganzen Welt unterwegs. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Ausstellungen und Veröffentlichungen zu sehen. Ihr Buch New Delta Rising wurde 2011 veröffentlicht. Mehr
© Magdalena Solé, !Vogel! !Strauß!, aus der Serie !Aftermath!