Herr M. – Justizfall eines Fälschers
Herr M. – Justizfall eines Fälschers
Lukas Heibges
24. Mai 2019
Was sind die Ziele dieses Projekts und wer ist die Zielgruppe?
Mein Ziel ist es, diese Geschichte mitten aus dem Neuköllner Leben eines Berliner Fälschers und Betrügers in Form einer Fallakte zu veröffentlichen. Indem ich die Geschichte von Herrn M. anhand von Ermittlungs- und Observationsberichten sowie gerichtlichen Schriftstücken erzähle, kann ich dem Leser und Betrachter Einblicke in unser Justizsystem geben und dem Konstrukt Justizfall ein menschliches Gesicht verleihen. Dabei möchte ich die Frage nach unser aller Verständnis von Moral und Gerechtigkeit aufwerfen. Die Publikation richtet sich an alle, die sich für Kunst, Fotografie, unser Rechtssystem und gesellschaftliche Fragen interessieren.
Warum sollte jemand dieses Projekt unterstützen?
Mit unserem Justizsystem verbindet jeder sicher eine eigene Sicht der Dinge. Bestimmt aber haben die meisten bisher nicht gesehen, wie akribisch eine Beweismittelsicherung erfolgt? Oder wie diese Beweise anschließend ausgewertet und schließlich von einem Gericht gewichtet werden? Dieses Projekt gibt Einblicke in die Ermittlungsarbeit bis zum Ausstellen des Haftbefehls, um dann die Perspektive zu wechseln und den verurteilten Protagonisten in der Haftanstalt bis hin zu seiner Freilassung im Jahre 2016 zu Wort kommen zu lassen. Ich möchte hier Kontroversen, die zwischen Mensch und Justiz bestehen, thematisieren und unser Bild von Moral und Gerechtigkeit hinterfragen.
Was war die fotografische Herausforderung bei dem Projekt?
Als ich begonnen hatte, wurde ich gefragt, ob ich eine Reportage über die Freilassung meines Protagonisten machen würde. Aber nichts lag mir ferner als eine Reportage zu machen. Daher hatte ich bereits zu Beginn des Projekts nach einer konzeptuellen Strategie der fotografischen Umsetzung gesucht. Durch den Einblick in die ersten Akten mit Observationsberichten und -fotografien wollte ich mich auf das „Beobachten“ des Individuums konzentrieren und kein klassisches Porträt meines Protagonisten anfertigen. In der finalen Auswahl finden sich zwar auch Porträts, aber in der Publikation wollte ich diese der Dramaturgie folgen lassen und erst gegen Ende zeigen. Das Bild eines Menschen baut sich, zumindest auf visueller Ebene, erst nach und nach auf.
Warum hast du dich für eine analoge Leica entschieden?
Ich fotografiere schon lange mit der M6 und wollte mir seinerzeit eine eigne zulegen. Ich bin davon überzeugt, dass man weniger abgelenkt ist und sich konzentrierter mit den Motiven auseinandersetzt. Zu guter Letzt schätze ich den analogen Prozess der von der Vorfreude und der Überraschung geprägt ist, sobald das Negativ aus dem Entwicklungstank kommt.
Mehr zur Crowdfunding-Kampagne bei startnext
Vom 4.September bis 17. November werden die Bilder außerdem in der Kommunalen Galerie in Berlin zu sehen.
Lukas Heibges+-
Lukas Heibges lebt und arbeitet in Berlin und Amsterdam. Nach dem Studium an der Kunstakademie AKV St. Joost in den Niederlanden folgte 2012 ein Meisterstudium an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. Derzeit macht er seinen Master an der FH Bielefeld. Sowohl die theoretische als auch die praktische Beschäftigung mit der Fotografie und dem Film bilden den Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeit. Zentrale Rolle in seinen Arbeiten spielt die Auseinandersetzung mit gesellschaftsrelevanten Themen und wie diese visuell sinnvoll dargestellt werden können. Mehr