Buchtipp: Macadam Paname

Laurent Delhourme

19. März 2021

Street Photography mit humanistischem Blick: Ein neuer Bildband lädt ein, die pulsierende Vitalität von Paris zu entdecken.
Beim Durchblättern des Paris-Bildbands von Laurent Delhourme hat der Betrachter allen Grund zur Wehmut, zeigt sich doch die Vitalität der Stadt, ihrer Bewohner und Besucher auf jedem Bild. Flaneure auf den Straßen, Genießer in Cafés, Liebespaare am Ufer der Seine: Die Stadt erscheint belebt, spontan, romantisch. Keine Maske, nirgends. Nur auf einem einzigen Bild schaut ein Paar hinter Kunststoffvisieren grimmig in die Kamera. Aber: Keine Sperrstunde, keine geschlossenen Restaurants und Geschäfte, keine Spur von Pandemie. Eine Welt, die es im Moment so nicht gibt. Umso mehr macht der Bildband Hoffnung, ist Anregung und Bühne für eine der spannendsten Metropolen der Welt.

Seit ihrer Erfindung ist kaum eine andere Stadt so häufig durch die Fotografie festgehalten worden. Die zahllosen Bildbände, die Paris in allen Facetten feiern, dokumentieren und Beobachtungen festhalten, haben ständig zu dem ewigen, global verstandenen Mythos der Stadt beigetragen. Eine neue, bemerkenswerte Sicht auf die Stadt hat nun der in Paris lebende Fotograf Laurent Delhourme mit seinem Bildband Macadam Paname entworfen. Sein Blick ist dabei klassisch schwarzweiß: Mit seiner Leica ist er seit vielen Jahren ausdauernd auf den Straßen der Hauptstadt unterwegs und hat ein faszinierendes Kaleidoskop spontaner Begegnungen und Beobachtungen zusammengestellt. Der Fotograf spürt Momente im Alltagsleben der Stadt auf, die allzu eiligen Parisern oder Touristen zumeist entgehen, vielleicht auch, weil sie ständig auf das Display ihres Mobiltelefons starren.

Delhourmes Kameraauge ist nicht lauernd oder bloßstellend, sondern eher heiter und vergnügt. Er scheint sich den Blick eines neugierigen Kindes erhalten zu haben, das über das Ungewöhnliche staunt und in den Straßen von Paris burleske Situationen oder Widersprüche mit poetischen Akzenten entdeckt. Seine Aufnahmen sind oft dynamisch, voller kleiner Geschichten, die sich in fein abgestimmten Licht- und Bildkompositionen entfalten. Geprägt haben ihn die Vorbilder humanistischer Fotografie: „Ich bin inspiriert durch die Arbeit von Elliott Erwitt, Garry Winogrand und Joel Meyerowitz“, so der Fotograf. Sein nun vorliegender erster Bildband aktualisiert den Kanon der Street Photography um eine weitere Position. Selbst die auch von ihm gewählten gängigsten Klischees zur Paris-Fotografie wirken im Zusammenspiel seiner Aufnahmen frisch und anregend, spielen sie doch mit der Erinnerung und Geschichte und beflügeln unsere Vorstellungen. Sie nähren vor allem unsere Sehnsucht nach dem einzigartigen Flair der französischen Metropole. Gern hofft man darauf, bald wieder in die Straßen von Paris eintauchen zu können. (Ulrich Rüter)

Laurent Delhourme: Macadam Paname
120 Seiten, 87 Schwarzweißabbildungen, 30 x 30 cm, französisch
Hemeria Editions

Alle Aufnahmen: © Laurent Delhourme
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Laurent Delhourme

Laurent Delhourme+-

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© Laurent Delhourme

...stammt aus Bordeaux und lebt seit über 25 Jahren in Paris. Als professioneller Fotograf hat er zahlreiche nationale und internationale Werbekampagnen umgesetzt. Seit 2001 realisiert er auch Werbefilme und Dokumentationen. Die Aufnahmen für seinen ersten Bildbandsentstanden in den letzten zehn Jahren. Erstmals ausgestellt wurde die Serie 2019 auf den Rencontres d’Arles und während der ParisPhoto sowie 2020 in der Pariser Galerie des Photographes. Mehr

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