Vom Verschwinden

Die 2007 entstandene Serie Vanishing Existence erforscht den Alltag in „Lepra-Dörfern“, die sich hauptsächlich im Süden Chinas befinden. Diese abgelegenen Dörfer wurden in den 1950er-Jahren gegründet, um Leprakranke aufzunehmen, sie unter Quarantäne zu stellen und ihnen eine Behandlung zu garantieren. Von den ursprünglich 1200 Dörfern waren Anfang der 2000er-Jahre nur noch 600 in Betrieb.

Das im Musée Cernuschi präsentierte Fotoprojekt entstand aus der Beobachtung, dass diese Dörfer aufgrund des hohen Alters ihrer Bewohner nach und nach verschwinden. Da die vollständige Beseitigung der Lepra in China voranschreitet, besteht die Gefahr, dass auch die Geschichte dieser Dörfer und der Menschen, die dort gelebt haben, verschwindet. Mit seinen Arbeiten versucht Kosuke Okahara das Leben dieser ausgegrenzten Menschen zu dokumentieren, ohne sich auf die körperlichen Folgen der Krankheit zu konzentrieren. Okahara besuchte über eineinhalb Monate lang mehrere Dörfer, begleitet von einem Freund und einem Übersetzer. Anschließend entschied er sich dafür, seine Fotos zunächst als Buch mit einem traditionellen, handgehefteten Einband und später, 2016, in Form einer zehn Meter langen Schriftrolle zu veröffentlichen.

Okahara, Jahrgang 1980, ist Gewinner des W. Eugene Smith Fellowship, der Getty-Stipendien und des Pierre & Alexandra Boulat Grant. Seine Serie Almost Paradise wurde bei der Ausstellung 100 Jahre Leica Fotografie gezeigt. Im LFI Magazin 01.2014 erschien ein ausführliches Portfolio seiner Transnistrien-Reportage No Man’s Land.