Kaveh Rostamkhani – Beirut Blues

Kaveh Rostamkhani

21. Juli 2014

Der iranische Fotograf Kaveh Rostamkhani reiste im August 2014 in den Libanon, um für ein persönliches Projekt zu recherchieren. Während dieser Zeit hielt er Freunde und nahe Kollegen mit regelmäßigen Nachrichten unter dem Titel Beirut Blues auf dem Laufenden. Der folgende Text ist eine überarbeitete und aus dem Englischen übersetzte Version von Beirut Blues #2, in der Rostamkhani seinen ersten Tag in Beirut Revue passieren lässt.
„Gegen Mittag zwang ich mich aus dem Bett. Ich hatte nur kurz geschlafen, obwohl ich das erste Mal seit 36 Stunden die Möglichkeit hatte, mich wirklich hinzulegen. Das Leitungswasser in Beirut ist nicht trinkbar, also hatte der Kauf eines Wasserkanisters oberste Priorität direkt nach dem Geldwechseln. Der Kauf des Wassers ist kein Problem. Das Runterkühlen bei 30°C Außentemperatur und regelmäßigen Stromausfällen ist da die größere Herausforderung.

Bis jetzt ist jeder überrascht, wenn ich mich entgegen seiner Erwartung als Fremder zu erkennen gebe. Egal ob der Händler an der Ecke, der Taxifahrer oder der Lebensmittelverkäufer: Wenn ich von meiner iranischen Herkunft berichte, könnten sich Armenier und Sunniten fast ein wenig feindselig verhalten. An den Wänden findet man auf Graffiti den Begriff „Ost-Türkei“ durchgestrichen, darüber prangt „Besetztes Armenien“ in roten Lettern.

Später aß ich in einem Imbiss, der von einem Armenier geführt wurde – es gab gegrillte Lammhoden im Brot. Ehe ich mich versah, hatte mich der Besitzer in ein Gespräch verwickelt. Er wusste viel über die iranische Innenpolitik und erzählte mir auch von seinen Erfahrungen mit Taxifahrern in München oder mit Prostituierten im Hamburger Rotlichtbezirk St. Pauli. Dass er Angst gehabt hatte, von ihnen ausgeraubt zu werden, daran erinnerte er sich auch noch 20 Jahre später.

Der beste Weg, um die Gegend kennenzulernen ist sich absichtlich zu verlaufen. Auf diese Weise kam ich an einem Schlachthaus vorbei. Zuerst fiel mir der bitterlich süße Geruch auf, lange bevor ich "المسلخ" an der Tür las. Kurz danach, in der Nähe des Hafens, stieß ich auf die surreale Szene, die hier auf dem Bild zu sehen ist. Bitte fragt mich nicht nach einer Bildunterschrift - es ist was es ist. Fotografisch gesprochen bin ich immer noch zu sehr fasziniert von folkloristischen Elementen. Aber das sollte sich in einer Woche gelegt haben, und ich hoffe, dann an die Bilder mit Essenz zu kommen.“

Kaveh Rostamkhani, Beirut, 10. August 2014
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Kaveh Rostamkhani

Kaveh Rostamkhani+-

Kaveh Rostamkhani wurde in Teheran geboren und ist in Deutschland aufgewachsen. Bereits vor seinem Studium des Fotojournalismus und der Dokumentarfotografie an der Fachhochschule Hannover war Rostamkhani als Agenturfotograf tätig. Während des Studiums wechselte er an die University of Wales, Newport, wo er auch seinen Abschluss machte. Neben seinen persönlichen Projekten und Auftragsarbeiten für verschiedene Tageszeitungen und Magazine arbeitet Rostamkhani als freiberuflicher Fotograf für verschiedene Redaktionen und NGOs. Rostamkhani lebt in Berlin.

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