In Quarantäne
In Quarantäne
Juan Cristóbal Cobo
30. März 2020
„Die erzwungene Einschränkung erlaubt mir, nicht nur über die gegenwärtigen Ereignisse nachzudenken, sondern auch über mich, meine Beziehungen, meine Familie und mein Leben im Allgemeinen. Der Spiegel dient als Werkzeug der persönlichen Konfrontation und auch als Möglichkeit, die Außenwelt von der Sicherheit des Inneren meines Hauses aus zu betrachten. Wir wurden angewiesen, bis zum 13. April zu Hause in obligatorischer Quarantäne zu bleiben. Die Zahl der Menschen, die positiv auf das Virus getestet werden, ist seit dem ersten Fall am 6. März gestiegen. Wie überall auf der Welt geht es darum, die Ausbreitung des Virus so weit wie möglich zu stoppen.
Seit dem Beginn der Quarantäne ist mein Vater bei mir geblieben. Aufgrund seines Alters haben wir beschlossen, dass das am besten ist. Der Tag beginnt normalerweise mit der Zubereitung von Kaffee und anschließendem Frühstück. Dann besprechen wir die Informationen, die wir durch die Nachrichten erhalten, und wir führen lange Gespräche über den Stand der Dinge. Der Alltag ist zu einer Übung von Akzeptanz und Geduld geworden. Dinge, wie aus dem Fenster zu schauen, oder zu sehen, wie sich das Licht durch die Räume bewegt, sind sehr wichtig geworden.
Ich bin vor allem als Street Photographer bekannt, und das ist in der derzeitigen Situation nicht möglich. Zuerst glaubte ich, ich würde gar keine Fotos machen, aber das hielt nur ein paar Stunden an. Im Grunde genommen muss ich Fotos durchdenken, also habe ich mir angewöhnt, unter diesen Umständen ein Tagebuch zu führen. Ich nehme ein Thema in Angriff, das für mich eher fremd ist, nämlich das Selbstporträt und Intimität. Ich erlebe die Einschränkungen als befreiend und als eine sehr effektive Möglichkeit, mit den Emotionen dieses Moments umzugehen.
Ich vermisse es, durch die Stadt zu gehen. Ich laufe sonst immer mindestens 12 Kilometer täglich. Die Neugier hält mich in Bewegung. Wir erleben momentan eine außergewöhnliche Zeit, und wir wissen nicht, was morgen passieren wird. Ich bin sehr neugierig darauf, zu erfahren, wie es weitergeht."
Bilder: ©Juan Cristóbal Cobo
Equipment: Leica M Monochrom mit Summilux-M 1:1,4/35 Asph.
Juan Cristóbal Cobo+-
Ursprünglich geboren in Kolumbien, zog Cobo als Teenager nach New York. Während er zunächst als Kameramann und Regisseur arbeitete, wuchs in ihm die Passion für die Fotografie heran. Als Autodidakt bringt er sein Wissen in seine fotografische Arbeit ein und verbindet sein Verständnis von Licht und Komposition mit der Leidenschaft für zwischenmenschliche Geschichten. Mehr