Big in Japan

Jonathan Jasberg

20. Mai 2024

Japan war das erste Land, das der Fotograf besuchte, als er seinen Reisepass bekam. Seitdem hat ihn die Begeisterung für die Inselnation im Pazifik nicht mehr losgelassen.
LFI: Was fasziniert Sie an Japan, und welche Atmosphäre des Landes wollten Sie zeigen?
Jonathan Jasberg: Japan ist aufgrund seiner geografischen Lage und seiner Isolation während eines Großteils seiner Geschichte ein unglaublich einzigartiges Land, das sich von der übrigen Welt extrem unterscheidet. Trotz meiner über 25 Reisen, die oft mehrere Monate dauerten, bin ich immer noch voller Ehrfurcht, verwirrt und fasziniert von diesem Land. Ich interessiere mich besonders für Aspekte der Kultur, die sich über Hunderte von Jahren kaum verändert haben und nun mit einem moderneren Japan kollidieren.

Mit Ihren Aufnahmen von Sumo-Ringern, Kirschblüten und Geishas fangen Sie bestimmende Attribute Japans ein – welche Bedeutung messen Sie ihnen für das Land und für das 21. Jahrhundert bei?
Besonders fasziniert bin ich von Japans Heian-Periode, einer entscheidenden Epoche, die von 794 bis 1185 dauerte und in der Kyoto als kaiserliche Hauptstadt aufblühte. In dieser Zeit wurden viele der dauerhaften künstlerischen und kulturellen Traditionen entweder erfunden oder erreichten ihren Höhepunkt. Mein laufendes Fotoprojekt Hakanai yume dattaEs war ein flüchtiger Traum befasst sich mit dem komplizierten Zusammenspiel dieser zeitlosen Traditionen, die praktisch unverändert geblieben sind, aber inmitten der modernen Landschaft Japans schnell verblassen. Die alten Hauptstädte Nara und Kyoto sowie die heutige Hauptstadt Tokio dienen in diesem Projekt als Kulisse, und die Traditionen der Vergangenheit stelle ich oft auf eine skurrile, traumhafte Weise dar, um ein wenig Nostalgie für die vergangene Zeit zu vermitteln. Ich verwende meist eine Zonenfokussierung mit großer Schärfentiefe, um dynamische Szenen einzufangen und mehrere Geschichten in einem einzigen Bild zu erzählen.

Ihre Faszination für das Land hat Sie auch dahin geführt, die Sprache zu lernen.
Ich besuchte Japan zum ersten Mal im Jahr 2010, die Erfahrungen, die ich auf dieser Reise gemacht habe, haben mich so sehr beeindruckt, dass ich beschlossen habe, mich in die Sprache zu stürzen. Ich wollte nicht nur in der Lage sein, grundlegend zu kommunizieren, sondern auch Filme zu sehen, mich mit Einheimischen zu unterhalten, Romane zu lesen und sogar auf hohem Niveau zu schreiben. Ich habe über ein Jahrzehnt lang Tausende von Stunden gelernt und geübt, und mein Japanisch ist immer noch nicht so weit, wie ich es gern hätte. Aber es war ein fantastisches Hilfsmittel, das mir zusätzliche kulturelle Einblicke und Zutritt zu Dingen verschaffte, zu denen ich sonst keinen Zugang gehabt hätte.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jonathan Jasberg
EQUIPMENT: Leica Q2 mit Summilux 1:1.7/28 Asph

LFI 4.2024+-

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© Jonathan Jasberg

Jonathan Jasberg wuchs in Tucson auf, wo er an der Universität von Arizona Informatik studierte. Seit 2010 verbringt er seine Zeit zwischen Japan, wo er die Sprache und Kultur eingehend studiert hat, und über 60 anderen Ländern, die ihn aus fotografischer und kultureller Sicht interessieren. Zu Beginn der Covid-Pandemie wechselte er von seinem Leben als digitaler Nomade in der Tech-Welt zur Vollzeitfotografie, die er seit 2006 nebenberuflich betrieben hatte. Jasbergs Arbeit in Kairo wurde bei zahlreichen renommierten internationalen Fotowettbewerben sowohl für einzelne Bilder als auch für das Gesamtprojekt ausgezeichnet. Mehr

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