A Beautiful Thing Is Never Perfect

Jonathan Jasberg

3. Mai 2022

Mit seiner Leica Q2 hat Jonathan Jasberg das Leben und den Alltag in Kairo in filmischen Bildern eingefangen.
Hektisch, unübersichtlich und gefährlich: So wird die ägyptische Metropole oft wahrgenommen. Der amerikanische Fotograf Jonathan Jasberg ist in den Alltag Kairos eingetaucht, hat mit seiner Q2 schöne und skurrile Augenblicke eingefangen und mitten im Chaos verborgene Schätze entdeckt – entsprechend dem ägyptischen Sprichwort, das er auch zum Titel seiner Serie machte.

LFI: Wie sind Sie auf die Idee zu dieser Serie gekommen?
Jonathan Jasberg:
Zu Beginn meiner Zeit in Kairo fotografierte ich vordergründig in einem Viertel, in dem sich nur selten Ausländer aufhalten. Ein älterer Mann hielt mich an und fragte, warum ich Fotos mache. Beeindruckt von der Architektur und dem Leben, antwortete ich: „Schauen Sie sich doch um, es ist wunderschön!“ Der Mann sah mich an und antwortete etwas irritiert: „Schön? Das ist eine Schweinerei“ und ging weiter.
Das alte ägyptische Sprichwort: „Etwas Schönes ist nie perfekt“ schien mir sehr passend für die Fotos, die ich in Kairo machte. Die Hauptstadt ist eine chaotische, ausufernde Metropole, die von Touristen oft als gefährlich und hektisch empfunden wird, da sie nur die Pyramiden und die wichtigsten Museen besichtigen. Als Außenstehender möchte ich über die Postkartenaufnahmen der Pyramiden hinaus die komplexe Stadt erkunden. Ich hoffe, die schönen, skurrilen und emotionalen Momente des täglichen Lebens einzufangen und verborgene Dinge zu zeigen, die vielleicht unsichtbar werden, wenn man von dort kommt oder schon lange dort lebt.

Was ist so faszinierend an Kairo?
Wenn die meisten Ausländer an Kairo denken, kommt ihnen als Erstes die altägyptische Geschichte in den Sinn. Vielleicht denken sie auch an die Revolution von 2011 und andere Ereignisse der letzten Zeit, die zu einem drastischen Rückgang der ausländischen Besucher geführt haben. Kairo wurde 1925 zur schönsten Stadt der Welt gekürt und hat seitdem ein turbulentes Jahrhundert hinter sich, in dem die Stadt zu einer Megametropole mit über 20 Millionen Einwohnern herangewachsen ist. Diese einzigartige Kombination aus alter und moderner Geschichte zeigt sich in den ebenso komplexen verwinkelten Straßen und dem pulsierenden Leben der Menschen, die sie bewohnen. Für mich ist das unendlich faszinierend.

Ihre wunderbaren Bilder scheinen eigene kleine Geschichten des Lebens zu erzählen; sie wirken wie Theaterstückein einer Szenerie. Oft zeigen sie die Gleichzeitigkeit verschiedener Handlungen…
Ich habe einige Jahre lang Film studiert, bevor ich mit der Fotografie begann. Wahrscheinlich neige ich deshalb dazu, eher in Szenen zu fotografieren und zu denken, als mich auf einzelne Dinge oder Menschen zu konzentrieren. Die Begegnung mit einer einzigartigen Umgebung oder Person ist für mich nur der Anfang des Prozesses. Wenn ich etwas Interessantes entdecke, fange ich nicht mehr sofort an zu fotografieren, wie ich es früher getan habe. Stattdessen scanne ich die Umgebung und frage mich, was ich hinzufügen kann und was vielleicht weggelassen werden sollte, um ein dynamisches und dennoch lesbares Bild zu erhalten.

Gab es irgendwelche kniffligen Situationen, was die Ausrüstung betrifft? Zum Beispiel Sand oder sehr helles Licht?
Für jemanden wie mich, der ständig auf Reisen ist, ist die Q2 eine nahezu perfekte Kamera, da ich etwas brauche, das meinen Lebensstil widerspiegelt: einfach und minimalistisch. Das 28-mm-Objektiv kommt mit den engen, oft schwach beleuchteten Gassen und Straßen von Kairo sehr gut zurecht und ist perfekt für die Erstellung komplexer Szenen. Meine Kamera hat schon viel einstecken müssen, unter anderem einen ziemlich heftigen Sturz eine große Betontreppe hinunter, und funktioniert immer noch einwandfrei.
Katrin Ullmann
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jonathan Jasberg
EQUIPMENT: Leica Q2, Summilux 1:1.7/28 Asph.

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© Jonathan Jasberg

Jonathan Jasberg wuchs in Tucson auf, wo er an der Universität von Arizona Informatik studierte. Seit 2010 verbringt er seine Zeit zwischen Japan, wo er die Sprache und Kultur eingehend studiert hat, und über 60 anderen Ländern, die ihn aus fotografischer und kultureller Sicht interessieren. Zu Beginn der Covid-Pandemie wechselte er von seinem Leben als digitaler Nomade in der Tech-Welt zur Vollzeitfotografie, die er seit 2006 nebenberuflich betrieben hatte. Jasbergs Arbeit in Kairo wurde bei zahlreichen renommierten internationalen Fotowettbewerben sowohl für einzelne Bilder als auch für das Gesamtprojekt ausgezeichnet. Mehr

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