Im Schatten der Großstadt

„Bereits seit einiger Zeit dokumentiere ich, wie sich die Skyline von Toronto verändert. ‚Rooftopping‘ heißt das Hobby, bei dem man sich Zugang zu immer neuen Aussichtspunkten verschafft. Wie diese Fotos rezipiert werden, hängt stark vom Inhalt und dem jeweiligen Kontext ab. Während es früher schlichtweg um einen atemberaubenden Ausblick ging, rückt heute der Reiz des unbefugten Betretens von Häuserdächern immer mehr in den Vordergrund und die Schönheit der Aufnahmen gerät ins Hintertreffen. Mir persönlich geht es dabei vielmehr um das alleine sein.

Die Dramatik einer einzelnen Person vor dem Hintergrund der Großstadt ist enorm. Das Foto zeigt das Individuum in seinem sozialen Zusammenhang und spielt gleichzeitig mit seiner Isolation. Damit ist bei diesem Bild der Kontext aufgehoben: Es geht um die Aussage des Bildes, und nicht darum, wie es entstanden ist.

Meine Fotografien über den Dächern der Stadt sollen eine kritische Distanz vermitteln. Hoch über dem geschäftigen Treiben auf den Straßen bieten die Bilder eine ungewohnte Sichtweise auf die eigene Stellung innerhalb einer betonierten Umwelt.

Wir erbauen Städte und verlieren dadurch die Möglichkeit, in den Sternenhimmel zu sehen. Das fehlt uns, um uns unserer Rolle im Universum und unserer eigenen Vergänglichkeit bewusst zu werden. Deshalb entscheiden sich manche von uns, auf Dächer zu klettern und über die Stadt zu blicken. Der einzige Unterschied zum Blick in die Sterne ist, dass man sich in etwas Menschengemachten verliert, und nicht im Universum.“