Der Zirkus in Dagestan

„Das Bild entstand 2018 während meiner Reise durch Dagestan. Dagestan ist eine kleine Republik zwischen Aserbaidschan und Tschetschenien. Völkerrechtlich gehört sie zu Russland, besitzt aber weitreichende Autonomierechte. Zuerst reiste ich nach Tschetschenien, um dort einen jungen Kämpfer zu porträtieren, und dann weiter nach Dagestan, um mich dort auf die Spuren der Traditionen des Seiltanzes zu begeben. Es heißt, dass der Seiltanz aus einem kleinen Dorf in Dagestan stammt. Natürlich habe ich viele Seiltänzer getroffen, aber eben auch andere Artisten. Wie etwa diese beiden Mädchen, die auf die Zirkusschule in der Stadt Ogni gingen. Die Zirkusschule ist bekannt für ihre guten Artisten. Erst gehen die Kinder nur am Nachmittag als Hobby zur Zirkusschule. Dann, wenn sie besser und älter sind, fast jeden Tag. Der Gründer der Schule war selbst ein berühmter Artist, später übernahm sein Sohn die Leitung. Während mir die Schule gezeigt wurde, durfte ich beim Training der beiden Mädchen zusehen und sie fotografieren. Von mir ablenken ließen sie sich nicht. Das Bild transportiert für mich gleichzeitig die Gegenwart und Vergangenheit: Die alten sowjetischen Turnzeichnungen im Hintergrund und im Vordergrund das junge Mädchen, das seine Kunststücke übt. 
Mich fasziniert am Zirkus, dass alle es zu etwas bringen können – egal aus welcher sozialen Schicht sie kommen. Es geht um Fleiß und natürlich auch um Glück. Der Zirkus ist ein Ort, der frei von Diskriminierung ist.“