Auf den Straßen Shanghais

Jiabin Zhu

6. September 2021

Durch die geschickte Anordnung von Licht, Schatten, Farben und Formen komponiert Jiabin Zhu ganz eigene Bildwelten inmitten chinesischer Großstädte wie seiner Heimatstadt Shanghai.
Immer auf der Suche nach den besten Kombinationen aus Farbe, Struktur, Form und Licht extrahiert Jiabin Zhu farbenfrohe Mikrokosmen aus dem alltäglichen Stadtbild chinesischer Metropolen, allen voran seiner Heimatstadt Shanghai. Als treue Begleiter erweisen sich dabei sowohl die Leica M10-R als auch die Leica Q2. Im Interview erzählt er, wie sich die Unterschiede beider Systeme auf seine Arbeit auswirken und sinniert über perfekte Kompositionen und über die besten Orte und Zeiten für seine Street Photography.

LFI: Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Bildsprache?
Jiabin Zhu: Während meines Studiums habe ich viel Zeit ins Entwerfen von Skizzen investiert, die meine Sensibilität für Licht und Schatten, Strukturen und Linien entwickelt haben. Als ich dann mit der Fotografie begann, waren diese Elemente für mich nach wie vor von großem Interesse. Großflächige Farbebenen, Licht, Schatten und Strukturen haben eine große visuelle Wirkung auf mich. Ich liebe es.

Haben Sie bevorzugte Zeiten und Orte zum Fotografieren?
Meistens fotografiere ich vor 10 Uhr morgens oder nach 15 Uhr. Zu diesen Zeiten ist das Licht weicher und der Einfallswinkel geringer, sodass sich gut dramatische Szenen erzeugen lassen. Zudem ist es dann einfacher, Silhouetten zu fotografieren. Natürlich beobachte ich auch die Lichtverhältnisse zu anderen Zeiten – im Grunde bin ich jederzeit bereit, Fotos zu machen! Zum Beispiel ist die Neonbeleuchtung in der Nacht sehr gut und effektiv, um eine verträumte Atmosphäre zu erzeugen. Ich habe keinen bestimmten Lieblingsort zum Fotografieren, aber ich denke, dass sich viele Geschäftsviertel in Shanghai sehr gut für die Street Photography eignen, denn sie sind voller Farben, Lichter, Schatten, Linien, Strukturen und auch allerlei Menschen. Es gibt dort unendlich viele Möglichkeiten.

Worauf richten Sie Ihre Aufmerksamkeit, wenn Sie auf der Straße unterwegs sind?
Wenn ich spazieren gehe, egal ob ich eine Kamera dabeihabe oder nicht, beobachte ich immer die Textur und den Winkel des Lichts. Ich achte auf die Farben und Formen in den Straßen und denke darüber nach, welche Art von Fotos entstünden, wenn Licht, Farbe und Passanten kombiniert würden. Ich stelle mir die gewünschten Fotos immer in meinem Kopf vor und warte dann auf die Gelegenheit. Auch Linien und Strukturen faszinieren mich. Ich möchte daraus am liebsten geometrische Figuren komponieren. Durch die Anordnung und Kombination verschiedener Elemente versuche ich, einen Sinn für Ordnung in meinen Fotos wiederzufinden.

Was bedeutet die Fotografie für Sie, und wie sind Sie in die Welt der Leica-Fotografie gekommen?
Ich bin nicht besonders gut darin, meine Meinung in Worte zu fassen, aber ich hoffe, dass ich meine Sicht der Welt mithilfe der Fotografie darstellen kann. Ich möchte die Leute darauf aufmerksam machen, dass es so viele Zufälle, Zufälligkeiten und dramatische Momente in unserem Leben gibt. Da die Straße ein Lebensraum für alle Einwohner der Stadt ist, gefällt mir die Street Photography sehr gut. Leica-Kameras und -Objektive sind untrennbar mit diesem Genre der Fotografie verbunden. Sie sind leicht und kompakt, und das Auslösegeräusch ist sehr leise, was ideal ist. Die hervorragende Qualität der Bilder und Farben ist ebenfalls ein wichtiger Grund, warum ich Leica-Kameras verwende.

Sie verwenden sowohl das Leica M-System als auch die Q2. Was ist in Ihren Augen der größte Unterschied zwischen diesen beiden Systemen, wenn es um Street Photography geht?
Ich denke, die größten Unterschiede sind der Sucher und der Fokus. Beim Leica M-System verwende ich den optischen Sucher, mit dem ich die Szene sehr gut und schnell beobachten kann. Und er ist außerordentlich hell. Allerdings kann der Belichtungsstatus nicht in Echtzeit angezeigt werden. Aber wenn ich die Q2 verwende, benutze ich normalerweise das Display für die Liveansicht und kann schnell die richtige Belichtungszeit für das Foto einstellen. Das ist eine ganz andere Erfahrung.
Die Fokussierungsmethode ist ebenfalls sehr unterschiedlich. Wenn ich das M-System verwende, stelle ich immer hyperfokal scharf. Nachdem ich den Fokusabstand eingestellt habe, beginne ich, kontinuierlich zu fotografieren. Diese Methode ist für die Street Photography sehr effizient. Bei der Q2 hingegen kann ich den Autofokus verwenden, schnell und einfach. Es ist unbestreitbar, dass der Autofokus ein technologischer Fortschritt ist; ich verwende ihn extrem gern. Aber im Endeffekt mag ich für meine Zwecke sowohl das M-System als auch die Q2.
Danilo Rößger
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jiabin Zhu
EQUIPMENT: Leica Q2, Summilux 1:1.7/28 Asph, Leica M10-R mit Summilux-M 1:1.4/50 Asph und weitere

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© Jiabin Zhu

Jiabin Zhu aus Shanghai, China, konzentriert sich auf die Street Photography. Er verwendet das Leica M-System und die Q2; seine Lieblingsbrennweite ist 28 mm. Er konzentriert sich darauf, die Möglichkeiten der ihn umgebenden Straßenszenerien zu erforschen und achtet dabei besonders auf Licht und Schatten, Farbe, Linien und Strukturen. Er versucht, Licht und Reflexionen zu nutzen, um den Raum zu teilen oder mehrere sich überschneidende Räume zu schaffen, und ist an der Struktur und dem Ordnungssinn in seinen Bildern interessiert. Mehr

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