Buch des Monats – Caimi & Piccinni – The Burning Plain

Jean-Marc Caimi & Valentina Piccinni

27. August 2019

Wie fühlt es sich an, auf einem Supervulkan zu leben? In ihrem jüngsten Buch haben die beiden italienischen Fotografen die Phlegräischen Felder in den Mittelpunkt gestellt. Der Bildband ist keine typische Dokumentation einer Landschaft und ihrer Bewohner, sondern setzt bewusst auf assoziative Momente.
Die Phlegräischen Felder bei Neapel gelten als eine der Regionen in der Welt mit dem höchsten Vulkanrisiko. Zwar liegt der große Ausbruch 40.000 Jahre und weitere massive Eruptionen Tausende von Jahren zurück, doch das Gebiet in der Region Kampanien mit einer Ausdehnung von rund 150 Quadratkilometern ist in beständiger Unruhe. Die Felder beginnen am westlichen Stadtrand von Neapel und setzen sich an der Küste des Mittelmeeres fort und dehnen sich unter dem Meer bis zu den Inseln Ischia, Procida und Nisida aus. Zahlreiche alte Eruptionsherde auf dem Festland, aufsteigende Schwefeldämpfe, heiße Bodenzonen und immer wieder leichte Erdbeben: Überall finden sich Hinweise für die unterirdischen Aktivitäten.

Dabei ist die Region dichtbesiedelt, rund eine halbe Million Menschen lebt mit der ständigen Bedrohung. Mit den Momentaufnahmen ihrer Bildfolge ist es Caimi und Piccinni gelungen, genau diese Unsicherheit und den latenten Druck festzuhalten. Ob der Überwachungsmonitor eines Vesuv-Observatoriums oder ein Kreuz an der Wand eines Seniorenheimes, ob eine vermeintlich friedliche Landschaft oder dampfende Felder: Immer ist das Leben mit einem Supervulkan in den Motiven ablesbar. Unterbrochen wird die Bildabfolge immer wieder durch Porträts von Bewohnern der Region. Ernste Mienen auch hier. Doch die Menschen haben sich daran gewöhnt und versuchen sich mit der der ständigen eruptiven Aktivität zu arrangieren.

„Das Leben auf den Phlegräischen Feldern ist eine Mischung aus Angst, Hoffnung und Resignation, in einer einzigartigen Mischung aus emotionaler und geografischer Landschaft, in der die Verbindungen des Menschen mit der Natur und Gott im Bann des Vulkans stehen“ (“Life on the Phlegraean Fields is a mixture of anxiety, hope and resignation, in an unique blend of emotional and geographical landscape, where the connections of humans with the nature and God is under the spell of the Volcano.”), so die Stimmungsbeschreibung der Bildautoren in ihrem Buch. Entstanden ist ein feiner, bildstarker Foto-Essay über das Leben unter besonderen Bedingungen, der in seiner visuell assoziativen Verschiedenheit die Bedrohung und Zerbrechlichkeit des Alltags eindrücklich dokumentiert. (Ulrich Rüter)

The Burning Plain. Auflage: 100.
56 Seiten, 39 Schwarzweißabbildungen. 15,4 x 21,6 cm.
Gedruckt bei: Grafiche L’Artiere. Zine Tonic editions
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jean-Marc Caimi & Valentina Piccinni

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Die beiden Fotografen arbeiten seit 2013 zusammen und entwickeln Projekte, die sich einerseits auf dokumentarische und andererseits auf persönliche Fotografie konzentrieren. Ihre Werke werden regelmäßig in der internationalen Presse veröffentlicht. Piccinni und Caimi haben zuvor drei Bücher veröffentlicht, Same Tense (Witty Kiwi Books), Daily Bread (T&G Verlag) und Forcella (Witty Kiwi Books), ein umfangreiches Werk über ein mafiöses Viertel in Neapel. Im Jahr 2017 erhielten sie das Gomma Grant (UK) für das Projekt This Land Is My Land über die verblassende ländliche Kultur im Süden Italiens als beste schwarzweiße Dokumentararbeit. Mit Rhome, auch in der LFI 6/2018 zu sehen, haben sie den FUAM Photobook Award 2018 gewonnen. The Burning Plain gewann 2019 den Zine Tonic Award. Mehr

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Buch des Monats – Caimi & Piccinni – The Burning Plain

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