70 Jahre LFI – die besten Cover – Teil 5

Heiner Henninges

15. Oktober 2019

Die LFI-Redaktion hat aus jedem Jahrzehnt sechs, später acht Cover ausgewählt. Diese haben wir Leica-Mitarbeitern und Fotografen vorgelegt, die daraus jeweils ihren Favoriten gewählt haben. Mit den Jahrgängen 1989 bis 1998 hat sich der frühere LFI-Chefredakteur Heiner Henninges befasst.
Ausgabe 5/1998, kommentiert von Heiner Henninges

„Der Titel der LFI 5/1998 stammt von dem großen Fotoreporter René Burri. Der 2014 mit 81 Jahren in seiner Heimatstadt Zürich verstorbene Leica-Fotograf war Mitglied der Fotografen-Kooperative Magnum. Er ist in jenem Jahr mit dem Dr.-Erich-Salomon-Preis der Deutschen Gesellschaft für Photographie (DGPh) ausgezeichnet worden. Das Titelfoto war Teil einer von LFI und dem Special-Interest-Magazin Schwarzweiss herausgegebenen, limitierten Edition von drei Motiven des Fotografen, die Burri gemeinsam mit Hans-Michael Koetzle ausgewählt hat. Die Cover-Aufnahme entstand 1960 im Ministerium für Gesundheit in Rio de Janeiro, Brasilien. Die drei Motive der auf 25 Exemplare limitierten Edition waren auf Barytpapier im Format 24 x 30 cm gefertigte Abzüge, die vom Autor signiert, datiert und nummeriert wurden. Außer dem Titelbild gehörten das Foto einer Straßenszene in Sao Paulo, Brasilien 1960, und das eines Pärchens im Autoscooter im Lunapark, Westberlin 1959, zu der Serie.

Die Zeit kurz vor der Jahrtausendwende war geprägt vom technischen Umbruch der Fotografie durch die Digitalisierung. Damals hatte der Umschau-Verlag in Frankfurt, der die LFI in Lizenz herausgab, eine repräsentative Umfrage unter Lesern von Fotozeitschriften gemacht und festgestellt, dass LFI-Leser ein größeres Interesse an Digitalfotografie hatten als die Leser irgendeines anderen Special-Interest-Titels zur Fotografie. Dieses hohe Interesse bediente die LFI zu diesem Zeitpunkt mit einem Extra Digitalfotografie, das dem Magazin beilag. Für mich, damals Chefredakteur der deutschen, englischen und französischen Ausgaben der LFI und der Schwarzweiss, war diese Zeit des Umbruchs spannend und lehrreich zugleich. Sie zeigte mir, dass bei den Lesern dieser Zeitschriften zwar ein extrem hohes Interesse an Fototechnik, nicht zuletzt auch digitaler Technik, vorhanden war, welches allerdings hauptsächlich aus dem Wunsch rührte, diese für außergewöhnliche Bilder zu nutzen.

Damals wurde mir klar, dass der Nimbus, den ein Werkzeug ausstrahlt, eine der wesentlichen Quellen für Inspiration und Motivation beim Fotografieren ist. Das will sagen: Der hohe Anspruch, den die Marke Leica ausstrahlt, motiviert auch die Anwender Außergewöhnliches damit zu schaffen. Das ist René Burri mit seinen Fotos für die LFI und die Schwarzweiss 1998 überzeugend gelungen. Ebenso wie der Leica-Fotograf Norbert Rosing, heute noch leidenschaftlicher Anhänger der Analogfotografie auf Film ist. Dessen Durchbruch als Naturfotograf feierten wir in derselben Ausgabe: Norbert Rosing lieferte mit seinem bis heute gefeierten Foto eines Eisbären das erfolgreichste Postermotiv, das die Zeitschrift National Geographic je im Angebot hatte und das bereits 1998 mit 13.000 Bestellungen für Rekorde sorgte. Es ist bis heute das Markenzeichen des Fotografen und langjährigen Schirmherren des Umweltfotofestivals horizonte zingst.“ (dar)
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Heiner Henninges studierte Zeitungswissenschaften/Publizistik in Berlin, Paris, Göttingen und München. Er arbeitete als freier Autor und Fotograf für diverse deutsche und internationale Publikumszeitschriften. Aus Leidenschaft für Fotografie und Fototechnik schrieb er immer häufiger auch Artikel für Fotofachzeitschriften. Er war leitender Redakteur für Test und Technik bei den Fotozeitschriften Photo und ColorFoto und schrieb über 40 Fachbücher, davon auch zahlreiche über Leica-Kameras, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

Als Chefredakteur leitete er viele Jahre die LFI und den Special-Interest-Titel Schwarzweiss. Seine fotografischen Arbeiten als Fotoreporter wurden unter dem Titel memories reloaded – fotos unterm regenbogen u. a. an der Wall of Fame im Max Hünten Haus in Zingst sowie an der Schaustelle der Münchner Pinakothek der Moderne ausgestellt. Derzeit arbeitet er an einem Buch zur Leica CL und an einer weiteren Ausstellung seiner Afrika-Bilder mit dem Titel Africa remastered. Mehr

 

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