Gregor Fischer: Wenn ich an die Ukraine denke…

Gregor Fischer

15. März 2022

„Wenn ich an die Ukraine denke, fällt mir dieses Bild ein, welches ich vor ein paar Tagen auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Lwiw aufgenommen habe.“
„Wenn ich an die Ukraine denke, fällt mir dieses Bild ein, welches ich Anfang März auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Lwiw aufgenommen habe. Eine Frau hält ihr Kind in den Armen, während sie in einer Menschenmenge darauf wartet, einen Platz in einem der Züge nach Polen zu bekommen. Es riecht nach Diesel und Holz, das in einer Feuertonne brennt und ein wenig Wärme für die Wartenden spendet. Obwohl die Frauen mit ihren Kindern vor einem Krieg flüchten, herrschen vor dem Bahnhof und auf den Bahnsteigen Ruhe und Nachdenklichkeit. Unzählige Male werde ich gefragt, wo und wann welcher Zug fährt, aber ich kann nicht helfen. Es ist ein bedrückendes Gefühl, dass immer, wenn ein Zug mit Hunderten Schutzsuchenden den Bahnhof verlässt, es nicht lange dauert, bis die Bahnsteige und Bahnhofsgebäude wieder voll sind mit weiteren Hunderten, Tausenden Menschen, die dem Grauen des Krieges entkommen wollen. Zwischen den Wartenden stehen Soldaten und Mitglieder freier Milizen, die nach russischen Spionen suchen. Als Fotograf wird man ständig als Bedrohung wahrgenommen. Ein paar Sekunden nachdem ich diese Szene fotografiert hatte, hat mich ein Sicherheitsmann angesprochen.“

Text und Bild: © Gregor Fischer

Gregor Fischer+-

GregorFischer
© Patrycja Czerwinska

Gregor Fischer wurde 1989 in Berlin geboren, ein paar Monate bevor die Berliner Mauer fiel. 
Die Bilder von damals haben ihn seither bewegt und sind bis heute seine größte Motivation, ebenfalls die Geschichten der Welt in Bildern zu erzählen. Ausgebildet als Redakteur und Kameramann ist er seit 2011 Arbeit als freier Fotograf für Zeitungen und Magazine tätig, unter anderem als fester freier Mitarbeiter der Deutschen Presse-Agentur. Mehr

 

Gregor Fischer: Wenn ich an die Ukraine denke…

Gregor Fischer