Bosa, Bosa, Bosa!

Gianfranco Tripodo

28. April 2015

„Die Zäune, die Melilla von Marokko trennen, sind sechs Meter hoch. An diesem Tag hatten etwa 25 Leute den Sprung gewagt – auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa. Auf der anderen Seite wartete bereits die Guardia Civil.“
„Die Zäune, die Melilla von Marokko trennen, sind sechs Meter hoch. An diesem Tag hatten etwa 25 Leute den Sprung gewagt – auf der Suche nach einem besseren Leben in Europa. Auf der anderen Seite wartete bereits die Guardia Civil. Sie bringen die Flüchtlinge zurück nach Marokko – eine illegale Praxis. Zwei Männer haben sich vor ihnen unter einem Auto versteckt. Lange haben sie gewartet, um in einem günstigen Moment loszulaufen. Die Polizei ist ihnen nicht gefolgt. Sie haben es geschafft!

Schon seit langer Zeit wollte ich dokumentieren, wie Menschen diesen Zaun überqueren. Seit etwa drei Jahren arbeite ich an dem Projekt über die Situation der Flüchtlinge an Europas südlichsten Grenzen. Nun habe ich den dritten Platz in der Kategorie General News beim World Press Photo Award gewonnen. Das Gewinnerbild mit dem Titel Bosa, Bosa, Bosa! war bei meiner ersten Auswahl nicht im Favoritenordner. Erst im Laufe der Zeit hat es für mich mehr Gewicht bekommen. Ein befreundeter Fotograf, der mit mir dort war, hat ein fast identisches Foto gemacht, allerdings waren die Beine des Polizisten etwas versetzt. Er war einer der ersten, der mich anrief und mir gratulierte.

Wenn ich ein Bild aus der Serie aussuchen könnte, das für die ganze Geschichte steht, wäre es vielleicht nicht dieses Bild gewesen. Vielleicht wäre es eher ein Foto von dem Sprung über den Zaun gewesen. Solch ein Bild zeigt ganz deutlich – mit Mauern und Zäunen kann man die Bewegung nicht stoppen, man macht sie nur gefährlicher.“


Sehen Sie weitere Bilder aus der Serie auf dem LFI Blog – entstanden mit einer Leica M9.

Gianfranco Tripodo+-

Gianfranco Tripodo wurde 1981 in Manila geboren und wuchs in Italien auf. Während seines Studiums der Medienwissenschaften und Zeichenlehre in Bologna war er Mitglied bei Cesura, einem Fotografen-Kollektiv unter der Leitung von Magnumfotograf Alex Majoli. Nach seinem Studium zog er nach Spanien und nahm von 2009 bis 2011 an der Reflexions Masterclass für zeitgenössische Fotografie teil. Heute wird Tripodo von der Agentur Contrasto vertreten und lebt in Madrid. Mehr

 

Bosa, Bosa, Bosa!

Gianfranco Tripodo