Die Fischer des Bigoudenlandes
Die Fischer des Bigoudenlandes
Geert Verstrepen
9. Mai 2022
Geert Vertrepen: Ich werde nicht leicht seekrank. Während meines Militärdienstes war ich Matrose an Bord eines Marineschiffes und konnte einige Erfahrungen auf See sammeln. Ich habe Stürme auf See erlebt. Ich denke, ich kann sagen, dass ich seetüchtig bin.
Wie war das tägliche Leben und Arbeiten auf den Fischerbooten?
Spätestens um vier Uhr morgens musste ich an Bord sein. Aufgrund meiner Erfahrung als Seemann wusste ich, dass ich gut essen musste, bevor wir ausliefen, um der Seekrankheit vorzubeugen. Ich frühstückte schnell, bevor ich an Bord ging, und um Punkt vier Uhr stachen wir in See. Der Trawler hieß Niagara, war ein 15,5 m langes hölzernes Küstenboot und hatte eine dreiköpfige Besatzung, die aus einem Kapitän und zwei Matrosen bestand. Nach den Vorbereitungen während der etwa 45-minütigen Fahrt wurde das Fischernetz zu Wasser gelassen. Dann konnten wir uns in den Kojen des Schiffsladeraums ausruhen. Ein paar Stunden später wurde der erste Fang eingebracht. An Bord angekommen, wurde der Fang sofort sortiert und anschließend an Deck gereinigt. In der Zwischenzeit wurde das Fischernetz wieder ausgeworfen. Nachdem die Fische gesäubert und das Deck abgespritzt worden war, hatten die Seeleute Zeit für eine Tasse Kaffee und etwas zu essen. Währenddessen suchte der Kapitän nach fischreichen Gewässern. Die beiden Matrosen waren sehr gut aufeinander eingespielt – die Arbeit an Bord lief wie eine gut geölte Maschine. Es herrschte eine tolle Stimmung an Bord. Wir erreichten den Hafen gegen fünf Uhr nachmittags. Der Fisch musste sofort zum Fischmarkt gebracht werden, wo er versteigert wurde, um an den Kunden zu gehen.
Der Titel Ihrer Serie lautet 'Die Fischer des Bigoudenlandes' – bitte erklären Sie diesen Begriff.
Das Bigoudenland ist eine sehr bekannte Region in der Bretagne. Der Begriff „Bigouden“ stammt aus dem Jahr 1833. Er bezieht sich auf ein Element der Tracht der Frauen der Region Pont-l’Abbé: eine Spitzenhaube, die im Laufe der Zeit immer höher wurde. Die Menschen dort sind stolz auf ihre Kultur. Das Überleben der Fischer ist jedoch nicht einfach. Es gibt immer weniger Boote, denn es ist nicht leicht, geeignetes Personal zu finden. Junge Leute wollen diese schwere Arbeit nicht mehr machen.
Gab es beim Fotografieren auch schwierige Situationen? Zum Beispiel salziges Wasser oder schlechte Lichtverhältnisse, wenn man frühmorgens losfährt?
Die Arbeit auf einem Fischerboot birgt immer Gefahren. Es ist so viel los, wenn das Fischernetz zu Wasser gelassen und wieder eingeholt wird. Die vielen Ketten und Seile an Deck machten es mir nicht leicht, mich an Bord zu bewegen und zwischendurch zu fotografieren. Ich musste auch an meine eigene Sicherheit denken. Hinzu kommt die Bewegung des Bootes, die mich zwang, ständig das Gleichgewicht zu halten. Gleichzeitig dachte ich auch an die Sicherheit meiner Kameraausrüstung. Besonders die Bedrohung durch das Meerwasser ist tückisch. Aufgrund der begrenzten Größe des Bootes machte ich mir ständig Gedanken über die Komposition meiner Fotos. Ich musste die ganze Zeit konzentriert sein. Es war ein sehr anstrengender Tag, den ich mit einem positiven Fazit beendete. Man darf auch nicht vergessen, dass die Freundschaft, die von diesen Fischern ausging, unglaublich war.
Wie hat die Leica-Ausrüstung abgeschnitten?
Meine beiden Kameras haben sehr gut funktioniert. Vor allem die M10 konnte ich zunächst sehr gut einsetzen, da es noch dunkel war, als wir losfuhren. Sobald es hell wurde, wechselte ich zwischen den beiden Kameras hin und her. Eine Kamera bewaffnet mit einem 35-mm-Objektiv und die andere mit einem 50-mm-Objektiv. Beide Kameras haben ihre spezifischen Qualitäten, die ich auf dieser Seereise voll ausgenutzt habe. Sie waren meine perfekten Partner, um das Leben dieser Fischer festzuhalten.
Warum haben Sie die Bilder in Schwarzweiß aufgenommen?
Schwarzweißfotografien haben mich schon als Kind fasziniert. Farbe lenkt sehr ab. Mit meinen Schwarzweißfotos wollte ich mich auf die harte Arbeit der Fischer konzentrieren. Ich denke, das ist mir gelungen. Farbfotos hätten dieser Reportage eine ganz andere Dimension gegeben; die Menschen hätten sie anders betrachtet.
Geert Verstrepen+-
Geert Verstrepen wurde 1968 in Belgien geboren, wo er immer noch lebt. Schon als Kind haben ihn Schwarzweißfotografien inspiriert. Er fotografiert gern die Dinge, die ihn umgeben – das kann Architektur-, Landschafts- und Straßenfotografie sein. In letzter Zeit galt sein Interesse der Dokumentarfotografie. Seine Fotos wurden bereits in verschiedenen Zeitschriften und einem Buch veröffentlicht und haben ihm eine Reihe von Preisen eingebracht. Mehr