Cámara de Tortura
Cámara de Tortura
Figueredo
17. November 2015
© Volker Figueredo Véliz
„Ich lebte bereits über ein halbes Jahr auf Kuba, als ich im Oktober 2014 auf einem meiner Streifzüge durch Havanna mein nächstes Projekt fand. Die allseits bekannten, oberflächlichen Motive der Stadt langweilten mich – ich wollte tiefer gehen und mit meinen Fotos das andere Kuba zeigen: die wahre Seele Kubas! So kam ich ins Barrio Chino, einen Stadtteil, der normalerweise auf keinem Tourplan zu finden ist. Es war kurz vor Mittag, als ich mehrere muskelbepackte Männer nacheinander in einen Keller verschwinden sah. Nach einiger Zeit kehrten sie total verschwitzt zurück.
Meine Neugier war geweckt. Ich folgte ihrer Spur und landete in einem dunklen, stickigen Raum, bestückt mit Gerätschaften zur Körperertüchtigung, die mit grober Hand aus rostigem Eisen geschmiedet waren. Höflich fragte ich den Türsteher um die Erlaubnis, fotografieren zu dürfen, was er mir eher widerwillig gestattete. In der Ecke stand eine uralte Windmaschine auf dem Lehmboden und vermengte den Duft des frischen Schweißes und der modrig-feuchten Kellerluft zu einer speziellen Geruchsmelange.
Die Szenerie erinnerte mich an die Guantanamo Bay Naval Base, den Stützpunkt der US Navy auf Kuba. Allerdings peinigen sich die Männer in dem Keller in Havanna selbst, um ihrem Schönheitsideal näher kommen. Dennoch erschien mir der Titel Cámara de Tortura für diese Serie sehr passend. Das gezeigte Foto ist das Titelfoto des Projekts und konzentriert für mich die surreale Anmutung einer Bodybuilding-Kultur, die in Kuba jahrzehntelang nur im Untergrund existieren konnte.“
Die Serie Cámara de Tortura ist noch bis zum 30. November 2015 im Rahmen des Med Photo Fest auf Sizilien zu sehen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.mediterraneum4.it und www.leicahavana.com.
Figueredo+-
Einblicke und Geschichten aus persönlicher Perspektive: Der deutsche Fotograf Volker Figueredo Véliz (*1953) lernte die karibische Insel nicht einfach als Urlauber kennen und lieben, sondern er verbrachte in Havanna einen großen Teil seines Lebens. Mit seiner Leica fand er immer wieder Momente, die für Kuba typisch sind, aber von Urlaubern und Besuchern nur selten gesehen werden. Durch seine familiären Verbindungen – er ist mit einer Kubanerin verheiratet – war es ihm sehr viel leichter möglich, das Vertrauen der Menschen zu gewinnen, und er bekam Zugang zu einer Welt hinter den Kulissen des Urlaubslandes, zum Alltag der Menschen, zu ihren Freuden. Der Fotograf hat sich ganz bewusst für Schwarzweiß entschieden, vielleicht bleiben seine starken Porträts daher umso mehr in Erinnerung. Mehr
© Volker Figueredo Véliz