Sara

Erika Astrid

5. Februar 2020

Die in Deutschland geborene Fotografin glaubt, dass sich die Energie eines Shootings auf die Bilder überträgt. In diesem freien Projekt und ihrer Arbeit im Allgemeinen möchte sie die Komplexität und den emotionalen Zustand des Models und letztlich auch von sich selbst einfangen. Dabei strebt sie danach, unsere Vorstellung von Schönheit zu erweitern.
Wie kam es zu dem Shooting mit Sara Cummings?
Ich wollte sie schon fotografieren, als sie noch in New York lebte, aber es hat nie geklappt, und als ich nach Los Angeles flog und sah, dass sie dort war, haben wir es endlich geschafft. Ich liebe es, Musen zu finden und dann das Shooting um sie herum aufzubauen.

Da es ein freies Projekt ist: Wie hast du das Team zusammengestellt?
Ich mache viele freie Projekte und arbeite immer mit erstaunlichen Künstlern zusammen. Wir wollen einfach nur Kunst schaffen, und ohne eine Publikation oder einen Auftraggeber im Rücken ist man viel freier. Ich kenne einen Kreis von Leuten, mit denen ich gern und ständig zusammenarbeite, und ich habe auch eine lange Liste von Leuten, mit denen ich zusammenarbeiten möchte. Also ist es ziemlich einfach, ein tolles Team zusammenzustellen, das einfach nur Spaß haben will.

Worauf achtest du bei einem Model?
Ich bin immer auf der Suche nach etwas Besonderem, das Model muss mich inspirieren: Ich mag keine typischen hübschen Models – das ist mir zu langweilig. Ich mag die interessanter aussehenden Models, die sich wirklich bewegen können und keine Angst haben, etwas Ungewöhnliches zu tun.


Wie lange arbeitest du schon in der Modefotografie, und wie fing alles an?
Ich habe 2012 angefangen, als ich in eine winzige Stadt in den USA zog. Damals hatte ich noch mein eigenes Kleidungslabel, und ich hatte niemanden, der meine Kollektionen fotografierte, also fing ich an, selbst zu fotografieren, und habe mich in das Medium verliebt. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits über das Modedesign hinaus und wechselte einfach zur Fotografie.

Wie würdest du deinen Fotografiestil beschreiben, und wie hast du ihn entwickelt?
Ich weiß nie, wie ich meinen eigenen Stil beschreiben soll, aber ich schätze, ich mag es, eine Geschichte zu erzählen, anstatt einfach ein Mädchen vor einer Wand zu fotografieren. Ich liebe es, Moodboards zu erstellen, und ich entwerfe normalerweise vor dem Shooting eine Figur, damit das Model sich darauf einlassen kann. Bei Sara ging es eher darum, ihr Wesen einzufangen und auch etwas mit ihr zu machen, das nicht typisch für sie ist.

Seit einigen Jahren scheint die Modefotografie nach mehr Vielfalt vor und hinter der Kamera zu streben. Wie siehst du diese Entwicklung?
Darüber habe ich nie nachgedacht, weil ich mich sowieso mehr für die ungewöhnlichen Gesichter begeistere und mich nie für das typische hübsche Gesicht interessiert habe. Wir sind Menschen, wir sind alle verschieden, und ich finde es nicht schwer, Personen zu fotografieren, die nicht dem Schönheitsklischee entsprechen. Ich denke, es ist schön zu sehen, dass noch mehr Leute endlich begreifen, dass nicht jedes Gesicht gleich aussieht.

Du hast mehrere Shootings mit der Leica S007 aus unserem Leihpool bestritten. Wie war diese Erfahrung?
Ich habe die Kamera geliebt und wollte sie gar nicht zurückgeben. Sie ist definitiv schwerer als jede andere Kamera, die ich jemals benutzt habe, aber die Bilder sind so schön und weich. Ich mag es, dass der Fokus nicht perfekt ist, sondern eher dem einer Filmkamera ähnelt. Die Bedienung ist ziemlich einfach, mit nicht zu vielen Knöpfen oder Funktionen, was ich auch mag. Insgesamt ist es eine fantastische Kamera, und ich würde jederzeit wieder mit ihr fotografieren.

Du bist auch im Publishing tätig und hast die Onlineplattform „Kunst Magazine“ gegründet. Bitte erzähle etwas darüber!
Ich habe „Kunst Magazine“ im Januar 2018 gegründet, aber ich habe seit 2015 davon geträumt. Ich wusste, dass ich anderen Künstlern eine Plattform ohne Einschränkungen wie Branding und dergleichen geben wollte. Es hat lange gedauert, bis ich den perfekten Namen gefunden hatte, was mir im Nachhinein fast lächerlich erscheint. Sobald ich den Namen hatte, ging es los, und die Plattform ist seitdem superschnell gewachsen. Im nächsten Schritt werde ich mein Team vergrößern und in den Druck gehen, was noch in diesem Jahr geschehen könnte.

Du bist nach Los Angeles geflogen, um mehrere Editorials zu fotografieren. Was ist der Unterschied zwischen der Modefotografieszene in Los Angeles und der in New York?
Los Angeles und New York sind sehr gegensätzlich. New York ist schnell und rau, Los Angeles ist eher langsam und soft. In L. A. geht es mehr darum, hübsch und sexy zu sein, und in New York darum, außergewöhnlich und originell zu sein. Ich liebe es, mein europäisches New-York-Auge nach L. A. zu bringen, und ich denke, die Leute, mit denen ich arbeite, schätzen das auch sehr. Ich werde bald ganz nach L. A. ziehen. Ich liebe New York und alles, was es für mich getan hat, aber es ist Zeit, weiterzuziehen.

Dieser Artikel wurde ursprünglich vom Leica S Magazin veröffentlicht.
Photographer: Erika Astrid @erikaastrid Stylist: Shalev Lava'n @shalevlavan Model: Sara Cummings @saracummings @storm_la Makeup: Daniele Piersons @danielepiersonsbeauty Hair: Ashlee Rose @ashleeroseboots Camera: Leica S (Typ 007) with Elmarit-S 45 f/2.8 ASPH. (CS), APO-Macro-Summarit-S 120 f/2.5 (CS)

Erika Astrid+-

910128-500w
© Erika Astrid

Geboren 1984 in Gießen. Die Autodidaktin absolvierte von 2002 bis 2004 eine Ausbildung zur Schauwerbegestalterin. Von 2004 bis 2013 betrieb sie ihr eigenes Modelabel. Mit ihrem Umzug in die Vereinigten Staaten 2012 begann sie mit Fashion-Fotografie. Ihre Arbeiten haben unter anderem in Harper’s Bazaar, Tush, Vogue Italia, Nylon, Paper und Marie Claire veröffentlicht. Zu ihren Kunden zählen Label wie Fendi und Nike. Mehr

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