Die Geschichte zum Cover

Entstanden ist die Aufnahme 1951 für das Magazin Life. Der bereits seit vielen Jahren für das Magazin arbeitende Andreas Feininger (1906–1999) hatte den Auftrag, Dennis Stock (1928–2010) als Gewinner des Life-Wettbewerbs „Life’s Young Photographers“ zu porträtieren. Zunächst fiel ihm nichts Rrechtes ein, wie er den gut 20 Jahre jüngeren Fotografen inszenieren sollte, erinnerte sich Feininger später in einem Interview. Er hatte bereits mit seiner Mittelformatkamera einige Aufnahmen von Stock gemacht, aber erst der Wunsch des Porträtierten, das Licht stärker zu fokussieren, brachte die entscheidende Lösung. Ein zusätzlicher Scheinwerfer kam ins Spiel, der die vor das Gesicht gehaltene Leica IIIc nun im engen Ausschnitt hervorhob. Vor allem fügte Stock aber einen Aufstecksucher hinzu, der auch sein zweites Auge verdecken sollte. So verschmelzen die Augen des Fotografen mit der Kamera zu einer Einheit. Die Wirkung, als Betrachter Zeuge des fotografischen Akts zu werden, bei dem uns der Fotograf scheinbar als Spiegelbild entgegentritt, fasziniert noch immer. Nicht mehr das individuelle Porträt von Stock steht im Mittelpunkt, sondern die fast hypnotische Intensität des Sehens wird unmittelbar und allgemeingültig thematisiert: Objektiv und Sucher der Leica sind nun mechanische Erweiterungen von Augen und Geist.

Den besonderen Look und die Kraft der Inszenierung erkannte Feininger sofort und hätte sich das Bild auch für ein Cover des Magazins gewünscht. Dazu sollte es aber nie kommen. Erst vier Jahre später wurde das Porträt im Heft zum ersten Mal veröffentlicht. In den folgenden Jahrzehnten konnte die Aufnahme allerdings unter dem Titel The Photojournalist eines der bekanntesten und häufig reproduzierten Bilder des Life-Magazins werden. Auch der Porträtierte selbst sollte als Fotograf bei Life und als Mitglied der Agentur Magnum viele unvergessliche Porträts inszenieren und einer der wichtigsten Fotografen seiner Zeit werden. Wir freuen uns, dem starken Porträt jetzt einen Cover-Auftritt geben zu können – wie passend, um mit einem ganzen Heft das 75-jährige LFI-Jubiläum zu feiern!