Nzulezu

Didier Bizet

6. Februar 2023

„Nzulezu“ bezeichnet „diejenigen, die auf dem Wasser leben“. Der Fotograf Didier Bizet besuchte das vor Jahrhunderten gegründete Stelzendorf in Ghana.
Es hat 500 Einwohner, wird von einem Häuptling regiert und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe: Nzulezu, das Stelzendorf in Ghana, existiert seit etwa sieben Jahrhunderten und gilt als einzigartige Bühne für Mensch und Natur, Tradition und Moderne. Didier Bizet bereiste das Dorf, das durch steigende Inflation, zunehmenden Tourismus und Klimawandel bedroht ist, um dessen Schlichtheit und Schönheit festzuhalten.

LFI: Wie kamen Sie auf das Thema und den Ort – was hat Sie daran fasziniert?
Didier Bizet:
Ich entdeckte im Internet die Existenz dieses Dorfes auf Stelzen. Als ich erfuhr, dass es seit dem 14. Jahrhundert existiert, musste ich hin. Auch wenn Dörfer auf Stelzen dokumentiert sind, hat dieses eine andere Geschichte. Die Menschen leben heute noch genauso wie vor Jahrhunderten, das ist unglaublich. Der Beginn unseres Jahrhunderts hat die Lebensweise in diesem Dorf stark verändert; auch für mich persönlich war es wichtig, diesen Ort zu visualisieren, um zu verstehen, weshalb wir nicht mehr unseren ursprünglichen Instinkten folgen.

Was haben Sie vor Ort erlebt, und was wollten Sie mit Ihren Bildern zeigen?
Außer Eritrea hatte ich keinerlei Erfahrung mit Afrika. Und doch können uns die Menschen dort viel beibringen. Sie wissen mehr über die Natur, als wir vermuten. Sie sind seit ihrer Geburt mit der Natur verbunden. Wenn man die ökologischen Probleme und die wirtschaftlichen Zwänge einmal beiseite lässt, bleibt die Schönheit des Wesentlichen übrig, nämlich das Wasser und der Wald. Sie haben die unglaubliche Chance, in einem einzigartigen Ökosystem zu leben. Nur: bis wann?

Dient Ihre Serie auch dazu, die Gefahr, in der sich Nzulezu befindet, abzuwenden?
Die Klimaveränderungen in Nzulezu sind schleichend. Die Bewohner wollen einfach nur überleben, ihren Traditionen treu bleiben und hoffen auf Frieden in den kommenden Jahren. Also ja, wenn meine Serie zumindest ein Mindestmaß an Anerkennung für diese tapfere Bevölkerung, die mit nichts lebt, wecken könnte, wäre ich glücklich.

Sie haben in Farbe fotografiert – ist das ein Mittel, um die Schönheit des Ortes zu zeigen?
Ja, mein Blickwinkel ist sehr klar. Farben sind für mich das Wahre; Schwarzweiß bringt eine andere Vorstellung von der Realität. Ich finde die Schönheit in Schwarzweiß wunderbar, aber ich bin nicht bereit, meine Wahrnehmung von Schönheit zu ändern, wenn sie direkt mit der Realität verbunden ist. Wenn ich Zeit in einem Dschungel verbringe oder eine Lagune durchquere, sehe ich tausend Variationen von Grüntönen, die ich noch nie zuvor gesehen habe.

Welche Kamera haben Sie benutzt, und wie war die Arbeit damit?
Ich habe eine Leica SL2-S benutzt. Die Kamera ist robust und in vielen Situationen einfach zu bedienen; der Sucher ist großartig. Die hohen ISO-Werte sind zudem hervorragend; der Umgang mit extremen Lichtverhältnissen, egal ob dunkel oder hell, funktioniert sehr gut.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Didier Bizet
EQUIPMENT: Leica SL2-S mit Voigtländer Nokton 1:1.2/40 Asph

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Copyright. Charlotte Vannier
© Charlotte Vannier

Didier Bizet hat als Art Director in Prag und Paris gearbeitet. Seit 2015 widmet er sich der Fotografie. Die Fotografie ist für ihn ein wahrhaftiges Lernen in und mit seiner Umwelt, in der er nach den Kuriositäten der modernen Gesellschaft sucht, um sie besser zu verstehen. Didier Bizet ist Absolvent der nationalen Kunstschule und hat einen Abschluss in Kunstgeschichte. Seine Arbeiten wurden bei Visa pour l’image gezeigt und seine Berichte in der internationalen Presse veröffentlicht. Mehr

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