Buchtipp: Out of the Darkness
Buchtipp: Out of the Darkness
David Nissen
15. Dezember 2020
LFI: Bitte erklären Sie die Idee hinter diesem Buch. Wann haben Sie mit dem Projekt begonnen und wo ist es entstanden?
David Nissen: Ich habe mit dem Fotografieren vor Covid-19 begonnen, als wir alle frei reisen konnten. Viele der Bilder sind in den USA und Asien entstanden. Während des ersten Lockdowns arbeitete ich am Layout und beschäftigte mich mit dem Scannen der Negative. Mein gedanklicher Ausgangspunkt ist zugleich der Buchtitel: Out of the Darkness. Ich wollte kraftvolle Orte, Architektur, Licht und tiefes Schwarz mit leeren Räumen und mit so wenig Menschen wie möglich finden – dort, wo das Licht aus der Dunkelheit hervortritt. Mir wurde klar, dass all diese Fotos in großen Städten entstanden sind. Städte, in denen wir uns einsam fühlen können und in denen auch bei den Menschen, die ich sah, eine gewisse Einsamkeit zu spüren war.
Sie haben die M10 für dieses Projekt verwendet, um den Bildern starke Kontraste und eine geringe Körnung zu verleihen.
Ja, hauptsächlich die M10; aber auch die M6 mit TriX-Film und Rotfilter zur Kontrastverstärkung – ein alter Trick bei der Arbeit mit Schwarzweißfilmen. Mir gefällt der Aspekt des geringeren Rauschens bei der M10 im Vergleich zu einigen Bildern, die ich mit der M6 und Film aufgenommen habe. Ich mag es sehr, diese Techniken zu mischen. Bei der Arbeit bin verwende ich aber hauptsächlich die M10 mit den drei Summilux-Objektiven 1:1.4/35, 50 und 75.
Wer hat ihr fotografisches Auge beeinflusst?
Mich haben viele Leute beeinflusst und tun es immer noch. Zu den vielen Fotografen, deren Arbeit ich schätze, gehören Saul Leiter, Gregory Crewdson, Philipp Lorca di Corcia, Bill Henson, Bruce Davidson und Todd Hido. Mir gefallen die Art und Weise, wie sie an Farben herangehen, ihre Kompositionen und wie sie in einem Bild eine Geschichte erzählen. Seit einigen Jahren bin ich zutiefst verliebt in die starken Kontraste und die Wildheit der japanischen Fotografen aus den 1970er- und 1980er-Jahren wie Hosoe, Fukase, Ueda oder Moriyama; ich liebe auch Petersen, Sobol und Koudelka.
Sie haben auch Bezüge zum Film und zur Malerei.
Ja, ich habe auch einen Hintergrund im Filmhandwerk, dort waren Kameramänner wie Gordon Willis, Conrad Hall und Sven Nikvist – um nur einige zu nennen – für mich sehr wichtig. Ich muss auch Darius Khondji, einen weiteren Kameramann, erwähnen, denn ich habe viel von ihm gelernt, als ich an seiner Seite gearbeitet habe. Er war derjenige, der mich dazu gedrängt hat, Kameramann zu werden, als er meine frühen Arbeiten sah. Zunächst habe ich an einer Kunstschule studiert, wo ich Zeichnen und Bildhauerei gelernt habe; aber ich muss sagen, dass ich nicht sehr gut war. Ich wollte dann als Möbeltischler arbeiten, aber nachdem ich das einige Jahre versucht hatte, hörte ich auf und besuchte einen Fotografiekurs. Während dieser Zeit ging ich in viele Ausstellungen, daher liegt mir die Malerei immer noch im Blut. Und Fotografie und Kinematografie sind für mich zwei Leidenschaften, die miteinander verschmelzen und sich gegenseitig nähren: Bei beiden geht es darum, eine Geschichte mit Licht zu schreiben.
Schweben Ihnen bereits zukünftige Projekte vor?
Ja, ich plane einen Spielfilm, einen Road Trip, bei dem Video und Fotografie gemischt werden. Ich bereite auch ein weiteres Buch für 2021 vor, von dem ich hoffe, dass es nur Schwarzweißfotos enthält. Aber es ist noch etwas zu früh, darüber zu sprechen, da mein letztes Buch ja gerade erst erschienen ist.
David Nissen, Out of the Darkness
300 Exemplare, signiert und nummeriert, mit Silberdruck in Baryt-Qualität im Format 13x18, Oktober 2020
Im Selbstverlag erschienen
David Nissen+-
David Nissen, 1969 in Valenciennes geboren, studierte Bildhauerei und Zeichnung an der École des Beaux Arts. Er arbeitet als Director of Photography für Spielfilme und in der Werbung. Sein erstes Buch Deep Night erschien 2017, sein zweites, Shapes of Light, im April 2019, gefolgt von Out of the Darkness im Oktober 2020. Mehr