Wunderkammer. Nature Morte

Daria Troitskaia

21. Dezember 2022

In einem Experiment aus Licht, Farbe und alten Objekten erschafft die Fotografin eine künstlerische Neuinterpretation des barocken Stilllebens.
In einem Atelier einer Petersburger Sammlerin entdeckte Daria Troitskaia ihre Motive: Artefakte aus vergangenen Jahrhunderten und aus allen Teilen der Welt. Zusammen mit Mascha Gontscharowa entwarf sie in verschiedenen Arrangements ihre Kompositionen für fotografische Stillleben.

LFI: Sie fangen alte Dinge in einer modernen Form – der Fotografie – ein, aber auf eine sehr traditionelle Weise – erlebt das Stillleben eine Renaissance?
Daria Troitskaia:
Ich liebe den klassischen Stil und Antiquitäten, und ich mag die Kunst der Renaissance sehr. Wenn man eine moderne Kunstform mit alten Gegenständen kombinieren und ihnen eine weitere Chance geben kann, in der Geschichte zu bleiben, ist das für mich wichtig. Jedes dieser Objekte hat Kriege und Dramen überlebt, und in diesen Stillleben haben sich die Objekte zusammengefunden und einen neuen Kontext geschaffen. Ich wünsche mir, dass sie dem Betrachter ihre Geschichte vermitteln können.

Was war Ihr fotografischer Ansatz, und was waren die Herausforderungen?
Die Hauptschwierigkeit ergab sich unerwartet: Ich hatte in der Werkstatt nicht genügend Platz für meine Ausrüstung, und es war nicht möglich, alle Objekte an einen anderen Ort zu bringen. Einige Stillleben wurden während des Shootings verändert, indem neue Motive hinzugefügt wurden. Wir hatten auch einige Schwierigkeiten mit der Beleuchtung. Ursprünglich wollte ich in den weißen Nächten bei natürlichem Licht fotografieren. Weiße Nächte sind in Sankt Petersburg ein Zeitraum von etwa sechs Wochen, während dessen die Sonne nicht vollständig untergeht. Leider habe ich es nicht rechtzeitig zu diesen besonderen Nächten geschafft, und wir mussten auf Dauerlicht zurückgreifen, was mir andererseits ermöglichte, unabhängig vom Wetter zu jeder Tageszeit zu arbeiten – denn auf gutes Wetter sollte man sich in Sankt Petersburg sowieso nicht verlassen.

Wie hat sich die Kamera bewährt?
Ich habe mit meiner Lieblingskamera, der Leica S, fotografiert. Für Stillleben gibt es wohl kaum eine bessere Wahl als eine Mittelformatkamera, da sie viel mehr Farben und Schattierungen wiedergibt und insgesamt mehr Informationen aufnehmen kann. Außerdem habe ich diese Stillleben mit Blick darauf aufgenommen, dass sie Teil einer Inneneinrichtung sein würden, was bedeutet, dass sie im Druck gut aussehen sollten – und mit dieser Kamera kann ich 150 × 100 cm ohne Qualitätsverlust drucken.
Katja Hübner
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Daria Troitskaia
EQUIPMENT: Leica S3, Summarit-S 1:2.5/35 Asph, Summicron-S 1:2/100 Asph

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Ein ausführliches Portfolio finden Sie im LFI Magazin 1.2023. Mehr

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© Aleksandra Aksentiev

Daria Troitskaia wurde in Sankt Petersburg geboren und lebt jetzt in Mailand. Zunächst arbeitete sie als Art Director für ein Webdesign-Unternehmen, bevor sie die Fotografie zu ihrem Beruf machte. Sie kombiniert Kunst- und Modeporträts und hat 2020 ein Buch über Straßenfotografie mit dem Titel Maltese Exposures veröffentlicht. Derzeit arbeitet Troitskaia an einem neuen Fotobuch, das Italien aus der Luft zeigt und in Kürze erscheinen wird. Mehr

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