Buch des Monats – Curiosities
Buch des Monats – Curiosities
Daniel Efram
19. Februar 2019
Daniel Efram ist ein Geschichtenerzähler – jedes seiner Bilder entführt den Betrachter in eine eigene Welt. Und das immer in Schwarzweiß – kein Wunder, denn der Fotograf hat ein Faible für den Film Noir. Auf vielen Reisen, aber vor allem in seiner Heimatstadt New York hat er seine Motive gefunden: „Die Gehsteige sind meine Laufstege“, so der Fotograf, der als größte Vorbilder seiner Fotografie Weegee, Brassaï, Diane Arbus , Sylvia Plachy und Garry Winogrand nennt. Wie diese legendären Fotografen versteht auch er sich als Jäger und Sammler des Seltsamen, des Ungewöhnlichen, des Dunklen. Scheinbar spontane Begegnungen, merkwürdige Orte, suggestive Momente: die Szenen leben von der Atmosphäre des Flüchtigen und sorgen für eine spannungsvolle Grundstimmung, die sich erst in der Zusammenschau und der Abfolge der Bilder ergibt. „Dieses Projekt ist Szene für Szene ein schwarzweißer, fiktiver 24-Stunden-Film Noir eines alltäglichen Tages in meinem Leben“, so die frappierend einfache Kurzbeschreibung des Fotografen.
Eframs Bilder zeichnen sich durch eine faszinierende Zeitlosigkeit aus – dies ist nicht zuletzt dem Einsatz alter Objektive geschuldet, denn mit den leichten Unschärfen und dunklen Tönen sorgen sie erst für den vom Fotografen gewünschten Eindruck: „Der fleckige, körnige Look des Films, die Verwendung von Vintage-Objektiven, all diese Unvollkommenheiten machen mich glücklich“, gibt er zu. „Die meisten zeitgenössischen Fotografien fühlen sich einfach zu sauber und präzise an. Mich interessiert mehr die Distanz zwischen dem Subjekt und dem Betrachter. Dann sehe ich, was ich wirklich mitnehmen kann.“
Im Bildband begleiten wir den Fotografen bei seinen fotografischen Recherchen, entdecken eine ganz subjektive Dokumentation des Alltäglichen, doch gerade in dieser vermeintlich richtungslosen, spontanen Fotografie erschließt sich das eigentliche Geheimnis der Fotografie. Die Aussage, dass man manchmal erst nach der Aufnahme weiß, wonach man eigentlich gesucht hat, scheint auch auf Efram zuzutreffen. So offen der Fotograf auch seiner Umwelt begegnet, immer reflektieren die Fotografien die Stimmung des Fotografen selbst.
„Die Bilder in Curiosities mögen aus New York, Paris, Barcelona und Lissabon stammen, aber aneinandergereiht flüstern und verzaubern sie wie eine lange und leuchtende Kette von schwarzen und weißen Perlen“, so die poetische Einschätzung von Nicole Blackman, die den einleitenden Text zum Buch beigesteuert hat: „Wenn ein Fotograf den richtigen Moment einfängt, erzählt er uns alles – auch Dinge, die eigentlich gar nicht da sind.“ Oder wie sagt es doch Nico (die erst durch das imitierende Voiceover von Nicole Blackman im Promotionstrailer wieder zum Leben erweckt wurde): „Wenn du nur genug Zeit in seiner Welt verbringst, wirst du vielleicht die Art des Verstehens ändern.“ Nur zu gerne – mit diesem neuen Bildband ist ein erster Schritt gemacht. (Ulrich Rüter)
Daniel Efram: Curiosities, 62 Seiten, 60 schwarzweiße Abb., 19,5 x 28,5 cm, englisch, Tractor-Beam (Selbstverlag), Auflage: 500
www.tractor-beam.com
Daniel Efram+-
Daniel Efram, geboren in Poughkeepsie, NY, hat über 25 Jahre in der Musikindustrie gearbeitet und sich der Produktion und dem Management von künstlerischen Projekten, vorwiegend im Musikbereich gewidmet. Er war an der Vermarktung, der Promotion und Entwicklung zahlreicher Musikalben, Fernsehsendungen und Live-Produktionen beteiligt, bevor er die Fotografie als eigentliche kreative Leidenschaft für sich entdeckte. Erste Ausstellungen seiner Arbeiten hat er bereits realisiert. Curiosities ist sein erster Bildband, der ihm zusätzliche Aufmerksamkeit verschaffen wird. Er lebt in New York City. Mehr