Zeichen des Stolzes

Coco Neuville

7. April 2015

2014 bereiste Neuville Myanmar um die Besonderheiten der 135 ethnischen Minderheiten des Landes, die durch die Umbrüche im Land in ihrer kulturellen Existenz bedroht sind, fotografisch festzuhalten. Eine Auswahl ist in LFI 3.2015 zu sehen.
„Die Padaung sind eine der über 130 ethnischen Minderheiten Myanmars und siedeln vor allem in den östlichen Landesteilen des Kayah-Staates und des Shan-Staates in. Padaung bedeutet übersetzt so viel wie ‚Langhals‘. Seit Generationen schon tragen die Padaung-Frauen schwere Messingspiralen um den Hals. Der Halsschmuck symbolisiert Reichtum, Schönheit und Stolz und wird der Tradition folgend jedem Mädchen am fünften Geburtstag angelegt. Mit der Zeit drückt die schwere Spirale Schlüsselbeine und Rippen nach unten, die Schultern fangen an zu hängen und der Hals erscheint länger.

Wegen politischer Instabilität flohen viele Menschen aus dem Kayah-Staat ins benachbarte Thailand. Zahlreiche Frauen landeten als Attraktion für Ethno-Touristen in sogenannten ‚Menschen-Zoos‘. Als Zeichen des Protestes gegen diese Demütigung lehnt vor allem die junge Generation der Padaung-Frauen den Halsschmuck ab. Die Entscheidung dazu fällt ihnen nicht leicht, bedeutet sie doch den Bruch mit der eigenen Tradition und die Verbannung aus den Dörfern der Tourismusbranche in Thailand. Ohne offizielle Papiere oder Aufenthaltserlaubnis haben die Frauen keine andere Möglichkeit, als in ihre Heimatdörfer zurückzukehren und sich erneut der Gefahr von Überfällen auszusetzen, vor der sie einst flüchteten.

Suya (hier links auf dem Bild) ist eine von ihnen. Sie lebte als Touristenattraktion in einem der thailändischen Dörfer. Als auch sie aus Protest den traditionellen Halsschmuck ablegte, wurde sie aus dem Ort vertrieben und kehrte in ihr Heimatdorf in Myanmar zurück, wo dieses Bild entstand. Heute thront ihr Kopf stolz auf dem nun blanken Hals.“

2014 bereiste Neuville Myanmar um die Besonderheiten der 135 ethnischen Minderheiten des Landes, die durch die Umbrüche im Land in ihrer kulturellen Existenz bedroht sind, fotografisch für die Nachwelt festzuhalten. Eine Auswahl ist in der aktuellen Ausgabe der LFI zu sehen.

Coco Neuville+-

1980 in Paris geboren, wo sie heute noch lebt und arbeitet. Fashion-Design-Studium bei Ateliers Chardon-Savard. Seither arbeitet sie als Modefotografin und veröffentlicht u. a. in Flair, Qvest, Conde Nast Traveler, Spex. Mehr

 

Zeichen des Stolzes

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