Courage
Courage
Alfredo Cunha
5. Juli 2021
LFI: In Ihrer langen Karriere nutzten Sie eine Vielzahl von Kameras. Was schätzen Sie an Leica?
Alfredo Cunha: Ich habe tatsächlich mit unzähligen Kameras gearbeitet, aber ich hatte immer auch eine oder zwei Leica Kameras. Die erste war eine Leica M3, im Jahr 1972 erworben. Ich habe mit der M3, der M2, der M6 und der M7 gearbeitet, auch mit einer Leicaflex SL, die ich wegen der langen Brennweite schätze. Leica Kameras sind robust und haben eine fantastische optische Qualität – sie sind ein Arbeitsgerät, aber sie wurden gleichzeitig zu einer Verlängerung meines Auges. Natürlich tragen die Leichtigkeit und Diskretion der M-Kameras und jetzt auch der Q2 Monochrom viel zu meiner Vorliebe für diese Kameras bei. Neben der Q2 Monochrom verwende ich derzeit eine Micro-4/3-Kamera mit Leica-Prime-Objektiven – z. B. einem Summilux 1:1.4/12, einem Nocticron 1:1.2/42.5 und auch einem 100-400er-Zoom. Ich liebe extreme Brennweiten – weitwinkelige Objektive und lange Brennweiten.
Wie ist Ihre Haltung zur digitalen Fotografie?
Ich unterscheide nicht zwischen analog und digital; sie nähern sich immer mehr an. Die Technik ist nicht wichtig, das resultierende Bild ist das, was zählt. Ich schätze die Demokratisierung, die die digitale Fotografie mit sich gebracht hat, sie hat das Auftreten vieler neuer junger Fotografen ermöglicht.
Was raten Sie heute jungen Fotografen?
Arbeitet, gebt niemals auf, kämpft für eure Fotos und habt eure eigene Identität. Die heutige Generation von Fotografen ist wahrscheinlich die am besten vorbereitete aller Zeiten. Aber sie ist auch die am schlechtesten behandelte.
Was ist Ihr größter Wunsch – bezogen auf die Fotografie?
Ich wünsche mir, weiterhin zu fotografieren. Und ich hoffe, dass der Fotojournalismus überlebt. Wir erleben schwierige Zeiten, besonders in Portugal – die Wirtschaft leidet sehr. Trotzdem hoffe ich, dass die neue Generation von Fotografen genauso glücklich ist wie ich in meiner Karriere.
Ihr neuer Bildband 'Leica Years' gibt einen wunderbaren Einblick in Ihr Lebenswerk. Haben Sie Pläne für Ihr riesiges Archiv?
Ich habe bereits der portugiesischen Nationalen Fotografiesammlung (im CPF – Centro Português de Fotografia), und dem Fotoarchiv im Stadtarchiv von Lissabon größere Sammlungen geschenkt. Ich habe auch einen Fundus in Maia mit etwa 1000 Fotos in mehreren Ausstellungen, die im ganzen Land zirkulieren.
Auch wenn Sie sich seit einigen Jahren aus dem aktiven Bildjournalismus zurückgezogen haben, ist von Ruhestand nichts zu spüren…
Ja, ich fotografiere jeden Tag. Ich arbeite jeden Tag.
Wir freuen uns auf weitere Bildbände und Ausstellungen! Vielen Dank für das Gespräch.
(Interview: Ulrich Rüter)
Ein längeres Interview und ein umfangreiches Portfolio präsentiert die neue LFI-Ausgabe 5/2021.
Auf dem Leica Blog wurde kürzlich seine Serie Hope aus dem Frühjahr 2020 gezeigt.
Alfredo Cunha+-
wurde am 8. Oktober 1953 in Celorico da Beira geboren. Als professioneller Fotograf beginnt er 1970, in der Werbung zu arbeiten, seine Karriere als Bildjournalist startete er bei der Zeitung Notícias da Amadora. In der Folgezeit arbeitete er für viele Zeitungen, Magazine und Nachrichtenagenturen. Er war offizieller Fotograf von zwei portugiesischen Präsidenten, Ramalho Eanes und Mário Soares. Seit 1972 hat er über 30 Bildbände publiziert, bis heute entwickelt er neue freie und redaktionelle Projekte. Er erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter 1995 den Orden des Infante Dom Henrique. Mit seiner Familie lebt er heute in Vila Verde, in der Nähe von Braga. Mehr