Colorado – Der sterbende Fluss

Jonas Kako

23. September 2022

Wo der Colorado River damals noch wild rauschte, plätschert morgen vielleicht nur noch ein Bächlein: Jonas Kakos Fotos erzählen von einem Wettlauf gegen die Dürre.
40 Millionen Menschen in den USA sind vom Wasser des Colorado River abhängig. Aufgrund der immer selteneren Regenfälle in der Region warnen Experten schon jetzt davor, dass er in den nächsten Jahren komplett austrocknen könnte. Der Fotograf Jonas Kako begab sich zur Quelle des Flusses in den schneebedeckten Rocky Mountains und reiste bis zum ehemaligen Delta in Mexiko, um das Leben am Fluss zu dokumentieren.

LFI: Was hat die größte Auswirkung auf die Austrocknung des Colorado River?
Jonas Kako:
Die Hauptursache für den Rückgang des Flusses ist die übermäßige Entnahme von Wasser. Für die Landwirtschaft, aber auch für den gestiegenen Bedarf in den Großstädten im gesamten Westen. Phoenix, Las Vegas, Denver, aber auch Los Angeles entnehmen mehr Wasser, als im Winter nachkommt. Dabei geht es nicht nur um Trinkwasser, sondern auch um die Bewässerung von Grünanlagen oder Golfplätzen.

Was könnte getan werden, um der Situation Einhalt zu gebieten?
Im Kleinen gibt es viele Bestrebungen, um den Fluss zu retten. Selbst in Las Vegas gibt es inzwischen Maßnahmen, um Wasser zu sparen; allgemein wird viel Wasser recycelt und zurück in den Fluss geleitet. Allerdings spricht man bei dem Problem oft nur von der Dürre und nicht vom Klimawandel. Viele Menschen sehen es also als ein lokales Problem und sind der Ansicht, dass es irgendwann wieder bessere Zeiten geben wird, ohne dass man grundsätzlich etwas verändern müsste. Letztendlich ist das Austrocknen aber eine Folge der Klimakrise und nur global zu lösen. Ob das gelingt, liegt an uns allen.

Wie lange arbeiten Sie schon an dem Projekt, und was konnten Sie in fotografischer Hinsicht lernen?
Ich war in den ersten Tagen der Reise ziemlich überwältigt vom Umfang meines Projekts. So ein großes und vor allem geografisch weit verteiltes Thema hatte ich bisher noch nicht in Angriff genommen. Aber nach und nach, mit jedem guten Bild, entwickelte sich ein roter Faden. Ich habe gelernt, wie man lose zusammenhängende Themenkomplexe zu einem großen Essay-Teppich verflicht. Inzwischen habe ich etwa anderthalb Monate am Colorado verbracht und reise im Oktober noch einmal hin, um noch weitere Protagonistinnen zu begleiten und alte Bekannte wiederzutreffen. 

Ein ausführliches Portfolio finden Sie im LFI Magazin 7/2022.
Danilo Rößger
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Jonas Kako
EQUIPMENT: Leica SL2 mit Vario-Elmarit-SL 1:2.8–4/24–90 Asph

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© Michael Braunschädel
© Michael Braunschädel

Kako, geboren 1992, studiert Fotojournalismus und Dokumentarfotografie an der Hochschule Hannover. In seinen fotografischen Arbeiten befasst er sich bereits seit einigen Jahren mit der Klimakrise und ihren Auswirkungen auf Mensch und Natur. Seit 2017 ist er als freier Fotograf für den Bremer Weser-Kurier tätig. Seine Geschichten erschienen u. a. im Volkskrant, Stern und in National Geographic. Mehr

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