Behind the Scenes: Waiting to Move

Ciril Jazbec

23. Februar 2021

Der Klimawandel lässt Ciril Jazbec nicht los. Seit Beginn seiner Karriere dokumentiert der slowenische Fotograf die bedrohlichen Auswirkungen der Erderwärmung in verschiedenen Höhen- und Eisregionen.
Für die Reportage Waiting to Move über das Leben der Inuit in der Tschuktensee erhielt Ciril Jazbec 2013 den Leica Oskar Barnack Newcomer Award. Er fotografierte in seiner Heimat, den Slowenischen Alpen, in Grönland, Bhutan und zuletzt im Himalaja die Eis-Stupas: künstliche Eisberge, die im Frühjahr und Sommer die Bewässerung sicherstellen – zu sehen in der LFI 02/2021. Hier spricht der Fotograf über seine Herangehensweise und seine ästhetischen Prämissen.

LFI: Was ist für Sie die größte Herausforderung beim Fotografieren?
Ciril Jazbec: Die größte Herausforderung liegt in der Zeit, bevor ich anfange zu fotografieren, wenn ich nach der richtigen Geschichte und Herangehensweise suche, die für ein Thema geeignet ist. Wenn es an die Durchführung vor Ort geht, kann es natürlich auch manchmal herausfordernd werden, aber ich glaube immer daran, dass am Ende des Einsatzes etwas dabei herauskommen wird. Ich beschäftige mich nun schon mehr als 15 Jahre professionell mit der Fotografie und in dieser Zeit lernt man sein Handwerk.

Was kommt nach der erlernten Routine?
Jetzt besteht die Herausforderung für mich darin, wie ich weitermachen kann und meinen Projekten einen Mehrwert verleihen kann. Ich habe begonnen, an langfristigen Geschichten zu arbeiten, die Dokumentarvideos und Fotografie miteinbeziehen, damit ich durch die Kombination verschiedener Medien expandieren und ein größeres Publikum erreichen kann.

Wie finden Sie Ihre Narrative?
Ich habe während meiner gesamten fotografischen Laufbahn an Geschichten rund um die Auswirkungen des Klimawandels und an Umweltthemen gearbeitet. Manchmal arbeite ich auch an Geschichten mit mehr Fokus auf der Globalisierung oder kulturellen Aspekten. Ich recherchiere immer sehr genau und bin neugierig auf bestimmte Regionen oder Ideen. Es ist wichtig, mit den richtigen Leuten zu tun zu haben und immer ein Auge auf die richtigen Informationen zu haben.

Wie hat die Pandemie Ihre Arbeit verändert?
Covid-19 hat mich dazu gezwungen, nach Geschichten zu suchen und am besten auch zu finden, die näher an meiner Heimat liegen. Da ich in den östlichen Alpen lebe, liegt es nahe, dass mein nächstes ehrgeiziges Projekt die Veränderungen in den Alpen betrifft. Ich finde es jedoch großartig, wenn man sich eine Recherchereise leisten kann und bestimmte Ideen vor Ort entdeckt oder verifiziert. Das hat mir immer geholfen, die meisten meiner Geschichten ausfindig zu machen, die zum Beispiel im National Geographic veröffentlicht wurden.

Wie sieht ihr visueller Ansatz aus?
Ich bin ein Dokumentarfotograf, der sich auf langfristige Projekte konzentriert. Ich arbeite gerne an Projekten mit einem strategischen Ansatz aus Porträts, Landschaften und Interviews, meistens bei Tageslicht und nur gelegentlich mit einem Blitz. Auf diese Weise bin ich in der Lage, ein visuell starkes Projekt aufzubauen. Es ist eine Kombination aus einer dokumentarischen mit einer künstlerischen Ebene. 

Erfahren Sie mehr über die Arbeit von Ciril Jazbec in der LFI 2/2021.
Carla Susanne Erdmann
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Ciril Jazbec
EQUIPMENT: Leica M10 mit Elmarit-M 1:2.8/24 Asph, Summilux-M 1:1.4/35 Asph und Summilux-M 1:1.4/50 Asph

Ciril Jazbec+-

Ciril Jazbec_portrait
© Ciril Jazbec

Jazbec, 1987 in Slowenien geboren, studierte zunächst Management in Ljubljana und anschließend Fotojournalismus und Dokumentarfotografie am London College of Communication. 2011 schloss er mit einem MA ab. 2013 gewann er den Leica Oskar Barnack Newcomer Award für seine Serie Waiting to Move, für die er ein vom Klimawandel betroffenes Dorf in Alaska porträtierte. Im selben Jahr erhielt er eine Auszeichnung bei den Les Rencontres d’Arles für seine Fotostory On Thin Ice, mit der er 2015 auch beim Wettbewerb Magnum 30 under 30 gewann. Seither hat Jazbec immer wieder Preise für seine Arbeiten erhalten. Die erscheinen unter anderem in National Geographic, der New York Times, Geo und der Neuen Zürcher Zeitung. Mehr

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