„Thomas Hoepker – Bilderfabrikant“ im Ernst Leitz Museum Wetzlar
„Thomas Hoepker – Bilderfabrikant“ im Ernst Leitz Museum Wetzlar
Thomas Hoepker
11. April 2022
Thomas Hoepker im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Die Retrospektive ist eine Hommage an den Fotografen, der wie kaum ein anderer den deutschen und internationalen Bildjournalismus seit den 1960er-Jahren geprägt hat. Zu Beginn als fester Mitarbeiter wichtiger Magazine, als Fotograf und Korrespondent, aber auch als Art Director und international renommierter Magnum-Fotograf zählt er heute zu den wichtigsten Vertretern eines engagierten empathischen Bildjournalismus. Dabei hat er sich selbst immer ganz bescheiden als Auftragsfotograf, als „Bilderfabrikant“ verstanden. Als einer, der sich für nichts Geringeres als für die Wirklichkeit interessiert, für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks. Doch als Journalist fotografierte er häufig nicht einfach „Nachrichten“, sondern seine Motive sind immer auch Kommentare, die Geschichte in starken Einzelmotiven verdichten.
Rund 180 Fotografien präsentiert die Ausstellung. Ein kleiner Ausschnitt aus seinem reichen Lebenswerk – und so werden in loser chronologischer Abfolge nicht nur viele wichtige Bilder präsentiert, sondern die Ausstellung setzt darüber hinaus auch thematische Schwerpunkte: So dürfen die legendären Bilder des „Champs“ Muhammad Ali oder Künstlerporträts von Andy Warhol und anderen ebenso wenig fehlen wie eine Auswahl seines heute legendären Roadtrips im Jahr 1963 quer durch die USA. Auch Aufnahmen aus der DDR, in der Hoepker von 1974 bis 1976 lebte, bilden ein eigenes Kapitel der Ausstellung.
Eine Entdeckung sind Aufnahmen, die als „Early Works“ präsentiert werden und Einblicke in das frühe Schaffen des Fotografen geben. Sie entstanden Ende der 1950er-Jahre, als Hoepker, der damals noch Kunstgeschichte studierte, vor allem in Italien, Frankreich und Deutschland arbeitete. Viele Bilder aus seinem Archiv werden zum ersten Mal gezeigt.
Ganz jung sind die Aufnahmen aus dem Roadtrip quer durch die USA, die der Fotograf vor zwei Jahren mit seiner Frau Christine Kruchen unternommen hat. Auf den Spuren seiner ersten Reise von 1963 durchquerte der Fotograf 2020 noch einmal das Land. Erstmals werden die neuen Farbaufnahmen in der Ausstellung zu den längst historischen Fotografien in Beziehung gesetzt. Zeitgleich zur Retrospektive ist im Steidl Verlag der Bildband The Way It Was. Road Trip USA erschienen, eine ebenso spannende wie kritische Zeitreise durch das Land und durch die Zeit.
In der Zusammenschau seiner Motive, die heute ikonischen Charakter besitzen, und der bisher noch nie gezeigten und neuen Aufnahmen zeigt sich umso mehr, dass Hoepker stets mehr als ein schlichter „Bilderfabrikant“ war und ist, denn über die vielen Jahrzehnte seines aktiven Fotografenlebens ist längst ein Werk entstanden, das weit über den Entstehungskontext hinausreicht und durchaus als ein immens künstlerisches gesehen werden darf. Es sind Bilder, die bleiben. In Wetzlar noch bis zum 17. Juli zu sehen. (Ulrich Rüter)
Mehr Informationen sowie die Öffnungszeiten finden Sie auf der Seite vom Ernst Leitz-Museum.
Wir präsentieren ein umfangreiches Portfolio von Thomas Hoepker als Leica Klassiker im LFI-Magazin 3/2022
Thomas Hoepker+-
wird 1936 in München geboren. Frühe Erfolge und Auszeichnungen. 1960 wird er Bildreporter bei der Münchner Illustrierten, ab 1962 Redaktionsmitglied bei Kristall, ab 1964 für den Stern tätig. Neben Schwarzweißaufnahmen kann Hoepker für die Magazine bereits früh auch Farbbilder realisieren; auch hierbei ist seine Leica ein unentbehrliches Arbeitsinstrument. Ab den 1970er-Jahren arbeitet er auch als Kameramann und realisiert zahlreiche Dokumentar- und Fernsehfilme. 1976 zieht Hoepker nach New York, von 1978 bis 1981 ist er Executive Editor der amerikanischen Geo-Ausgabe. Zurück in Hamburg, ist er als Art Director in der Stern-Chefredaktion tätig. 1989 wird er das erste deutsche Mitglied der renommierten Agentur Magnum Photos; von 2003 bis 2007 ist er ihr Präsident. Mit seiner zweiten Ehefrau, der Filmemacherin Christine Kruchen, entstehen weiterhin Dokumentarfilme. Zahlreiche Auszeichnungen (u. a. 1968 Kulturpreis der DGPh). 2005 Stiftung mehrerer Tausend Fotografien an das Fotomuseum im Stadtmuseum München. 2014 wurde Hoepker mit dem Leica Hall of Fame Award geehrt. Nach langer Krankheit ist er am 10. Juli 2024 in Santiago de Chile, verstorben. Mehr
Thomas Hoepker im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Thomas Hoepker während der Pressekonferenz im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Thomas Hoepker im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Christine Kruchen und Thomas Hoepker während der Pressekonferenz im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Christine Kruchen, Thomas Hoepker, Karin Rehn-Kaufmann, Dr. Andreas Kaufmann und Inas Fayed im Ernst Leitz Museum Wetzlar, 31.03.2022; © Thorsten Wulff
Ali im Sprung, Chicago, USA 1966; © Thomas Hoepker/Magnum Photos
Andy Warhol in seiner Factory, New York City, USA 1981; © Thomas Hoepker/Magnum Photos
Nevada, USA 1963; © Thomas Hoepker/Magnum Photos
„Porträt mit meiner ersten Leica und von einem Freund, mit dem ich unterwegs war“, Crotone, Kalabrien, Italien 1958; © Thomas Hoepker/Magnum Photos
In der Stadt Merkel, Texas, USA 2020; © Thomas Hoepker/Magnum Photos