In der New Yorker Boxszene
In der New Yorker Boxszene
Devin Yalkin
10. November 2023
LFI: Was bedeutet Ihnen die Fotografie?
Devin Yalkin: Sie ist für mich ein Mittel, die flüchtigen Momente festzuhalten, die das Leben uns schenkt. Sie schafft und hält Erfahrungen mit denen fest, die man liebt und die man verloren hat. Sie bringt einen mit Menschen zusammen, die man gerade erst kennengelernt hat, und schafft eine neue Welt, in der die individuelle Erfahrung zu einer kollektiven Erfahrung werden kann, auch wenn es nur für ein paar Augenblicke ist.
Was ist für Sie die größte Herausforderung beim Fotografieren?
Ich würde es nicht unbedingt als Herausforderung bezeichnen, aber während des gesamten fotografischen Prozesses körperlich und emotional präsent zu bleiben ist eine Praxis, an der ich seit einigen Jahren konsequent arbeite. Das reicht von Porträtsitzungen mit Schauspielern, Musikern, Politikern und Künstlern bis hin zu redaktionellen Beiträgen und der Fähigkeit, bei Landschafts- und Naturaufnahmen den richtigen Geist zu haben. Es ist wichtig, geerdet und mit der Welt um einen herum verbunden zu bleiben, egal wo man ist.
Wie war das in den Boxclubs? Bitte erzählen Sie uns etwas über die Atmosphäre dort.
Ich erinnere mich, dass ich mich einer sich langsam bewegenden Menschenmasse anschloss, als ich das erste Mal zu einem der Fights ging, und ich spürte die dumpfen Vibrationen der Stufen unter mir. Der Bass der Musik ließ die Wände wackeln, als ob eine U-Bahn durch das Stockwerk unter uns fahren würde.
Verfolgen Sie noch immer die Untergrundboxer, diese spezielle Szene?
Ich fotografiere die Szene derzeit nicht mehr, da sie sich hauptsächlich in New York City abspielte und ich jetzt in Los Angeles, Kalifornien, lebe. Trotzdem plane ich ein Buch über diese Arbeit, vielleicht sogar mit Kapiteln über die verschiedenen Subkulturen, die ich im Laufe der Jahre fotografiert habe.
Mit welchen Projekte beschäftigen Sie sich aktuell?
Ich arbeite an zwei Büchern gleichzeitig. Eines davon, an dem ich seit etwa fünf Jahren arbeite, handelt von der Untergrund-Vampir-Szene, und das andere mit dem Titel Obsidian beschäftigt sich mehr mit der Familie und der Frage, was unsere Vorstellung von Heimat ist.
LFI 7.2023+-
Weitere Aufnahmen aus Yalkins Projekt finden Sie im LFI Magazin 7.2023. Mehr
Devin Yalkin+-
1981 in New York City geboren und dort aufgewachsen. Er machte 2010 seinen BFA in Fotografie an der School of Visual Arts. Seine Arbeiten wurden national und international ausgestellt und erschienen unter anderem im New York Times Magazine, Time Magazine, in Vanity Fair, im New Yorker und im Rolling Stone. 2016 erschien seine erste Monografie I’ll See You Tomorrow, Until I Can’t bei Sun Editions. Yalkin lebt aktuell in Los Angeles. Mehr