Gloriavale

Cameron McLaren

19. Januar 2016

„Im Mai 2015 bereiste ich die Gegend von Haupiri tief im Inneren der südlichen Insel Neuseelands. Hier lebt in völliger Abgeschiedenheit die religiöse Gemeinde Gloriaviale. Trotz gemischter Gefühle gegenüber dieser Gemeinschaft konnte ich nicht anders, als sie um ihre Lebensweise zu beneiden.“
„Im Mai 2015 bereiste ich die Gegend von Haupiri tief im Inneren der südlichen Insel Neuseelands. Haupiri liegt zwischen hohen Bergen und saftig-grünen Wiesen. Hier lebt in völliger Abgeschiedenheit die religiöse Gemeinde Gloriaviale. Die 1969 von einem australischen Prediger gegründete Gemeinde hatte 1991 das Land in Haupiri gekauft, weil sie stark gewachsen war.

Die Gemeinde ist einzigartig in vielerlei Hinsicht. Die Familien zählen zu den kinderreichsten des Landes. Viele junge Erwachsenen haben bereits mit Anfang 20 mehrere Kinder. Die Gemeinde lebt fast völlig autark. Mit professioneller kaufmännischer Tätigkeit schaffen sie es, ihre fast 600 Mitglieder ausreichend zu versorgen. Jedes Mitglied spielt eine feste Rolle. Es gibt gelernte Kaufleute, Lehrer, Köche und Metzger.

In der Zeit, in der ich die Gemeinde besuchte, herrschte in Neuseeland reges Medieninteresse an Gloriaviale, denn noch war nicht viel über sie bekannt. Es gab Gerüchte über Missbrauch und dass die Menschen dort gegen ihren Willen festgehalten würden. Als ich dort war, gab es von alledem keine Spur. Ich traf ausnahmslos offene, herzliche und hart arbeitende Menschen. In Zeiten solcher Kontroversen war es eine große Ehre, als Fotograf eingeladen und willkommen geheißen zu werden.

Für mich war es die Chance, eine neue Lebensweise kennenzulernen. In vielerlei Hinsicht war es wie eine Reise in die Vergangenheit. Selbst wenn manche der Einrichtungen auf dem neuesten Stand der Technik waren, gab es keinen Mobilfunkempfang und nur eine Handvoll Computer. Trotz gemischter Gefühle gegenüber dieser Gemeinschaft konnte ich nicht anders, als sie um ihre Lebensweise zu beneiden. Die Vorstellung, in einer Gemeinschaft zu leben, die man mit eigenen Händen aufgebaut hatte, ist unglaublich. Hier gibt es keine Störungen durch den Rest der Welt. Es ist wie Fantasie, die Realität geworden ist.“
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© Vivien McLaren

Cameron McLaren (geb. 1984 in Toronto, Kanada) entdeckte schon in jungen Jahren seine Leidenschaft für die Dokumentarfotografie. Er lernte das Handwerk von seinem Vater in dessen Dunkelkammer. Mit einem starken Interesse an den zwischenmenschlichen Umständen konzentriert sich McLarens Arbeit oft darauf, Geschichten von wenig bekannten Gemeinschaften zu erzählen – immer mit dem Ziel, dem Betrachter das Ungesehene, Einzigartige oder Ungewöhnliche näher zu bringen. Mehr

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