„Urknall“ der 1920er-Jahre-Fotografie

17. Februar 2019

„Urknall“ der 1920er-Jahre-Fotografie

Das Sprengel Museum in Hannover zeigt Arbeiten des avantgardistischen Fotokünstlers Otto Maximilian Umbehr, genannt Umbo. Noch bis zum 12. Mai 2019.
„Urknall“ der 1920er-Jahre-Fotografie

Das Sprengel Museum in Hannover zeigt Arbeiten des avantgardistischen Fotokünstlers Otto Maximilian Umbehr, genannt Umbo. Noch bis zum 12. Mai 2019.

Umbo (1902–1980), in Düsseldorf als Otto Maximilian Umbehr geboren, war von 1921 bis 1923 Bauhaus-Schüler in Weimar, was ihn ästhetisch stark beeinflusste. Seine Schwarz-Weiß-Fotografien sind geprägt durch harte Licht-Schatten-Kontraste sowie ungewöhnliche Perspektiven und Ausschnitte. Mit seiner Expressivität und poetischen Sichtweise setzte er sich schon damals von der neu-sachlichen Hauptströmung innerhalb der deutschen Fotokunst in den 1920er Jahren ab, als deren Hauptvertreter August Sander, Albert Renger-Patzsch oder Karl Blossfeldt genannt werden. Kuratoren des Sprengel Museums bezeichnen Umbo „als Synonym für eine Art ‚Urknall‘ der modernen Fotografie.“ Nach seiner Wiederentdeckung in jüngerer Zeit gilt Umbo neben László Moholy-Nagy als der bedeutendste Fotograf des Bauhauses.

Im Zentrum seines Werks steht die in den 1920er-Jahren vor allem von osteuropäischen Immigrantinnen und Immigranten beflügelte Medienmetropole Berlin, die sich rasant entwickelnde Film-, Musik-, Theater- und Kleinkunstszene, sowie Blicke in die Hinterhöfe und Wohnküchen überquellender Mietskasernen. Fotomontagen und -collagen zählen darüber hinaus zu Umbos Werk.

1943 wurden Atelier und Archiv des Künstlers in Berlin durch Bomben völlig zerstört. Sein Versuch, nach dem Krieg an die frühere Existenz als Fotograf der Avantgarde anzuknüpfen, scheiterte. Erst 1979, kurz vor seinem Tod, erlebte er in der Spectrum Photogalerie im Kunstmuseum Hannover mit Sammlung Sprengel seine erste Einzelausstellung im musealen Kontext. 1995 widmete ihm Herbert Molderings eine legendäre Retrospektive.

Im Rahmen der Ausstellung „Umbo. Fotograf“ sind im Sprengel Museum rund 200 Werke und zahlreich Dokumente aus dem Nachlass Umbos zu sehen. Dieser wurde über Jahrzehnte von Phyllis Umbehr, Tochter des Künstlers, und Rudolf Kicken (Galerie Kicken), verwahrt und gepflegt. 2016 konnte der Nachlass Umbos dank des Engagements zahlreicher Partner von der Stiftung Bauhaus Dessau, der Berlinische Galerie und dem Sprengel Museum Hannover gemeinsam erworben werden. Mehr als 600 Fotografien und umfangreiches Quellenmaterial, ergänzt um frühere Erwerbungen der Partnerinstitutionen Berlinische Galerie und Stiftung Bauhaus Dessau, im Fall des Sprengel Museum Hannover aus dem Nachkriegsarchiv Report/Simon Guttmann, London, bilden den Hintergrund. Es erscheint ein umfangreicher Katalog.



Weitere Informationen finden Sie unter $ red: Sprengel Museum $
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