DELETE – Auswahl und Zensur im Bildjournalismus

6. Juni 2018

Im Rahmen der 7. Triennale der Photographie Hamburg widmet sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) in der Ausstellung DELETE dem Bildjournalismus und fragt, wie Fotografien ihren Weg in die Medien finden.
Im Rahmen der 7. Triennale der Photographie Hamburg widmet sich das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MKG) in der Ausstellung DELETE dem Bildjournalismus und fragt, wie Fotografien ihren Weg in die Medien finden. Die Ausstellung beleuchtet die Auswahlprozesse, die ein Bild durchläuft, bevor Zeitschriften und Magazine es drucken. Der Fokus liegt dabei nicht auf gefeierten Ikonen der Reportagefotografie, sondern auf den Motiven, die gerade nicht gezeigt oder abgedruckt werden.

Wie beeinflussen Herausgeber, Redakteure, Autoren und Grafiker die Arbeit der Fotografen und die Aussagekraft ihrer Bilder? Welche Mechanismen entscheiden darüber, welche Aufnahmen wir zu sehen bekommen – und welche unsichtbar bleiben? Geleitet von diesen Fragen nimmt die Ausstellung die Reportagefotografien der 1960er, 1970er und 1980er Jahre aus den Beständen des MKG in den Blick und untersucht die Auswahl von Motiven für die Veröffentlichung in den Medien.

Mit historischen Fotografien und zeitgenössischen Positionen, etwa zum Thema Migration, beleuchtet die Schau den großen Einfluss der Medien auf die öffentliche Meinungsbildung. 

Die Reportagebilder, die die Fotografen oft selbst in die Sammlung des MKG gegeben haben, unterscheiden sich motivisch nicht selten von denjenigen, die tatsächlich gedruckt werden.

Ein Beispiel findet sich in Thomas Hoepkers epochalem Bildbericht über die USA, der im Herbst 1963 für das Magazin Kristall entsteht. In mehreren Bildern zeigt Hoepker die Kinder schwarzer Familien, die in Armut und desolaten Verhältnissen aufwachsen. Obwohl der Fotograf mit der Rassentrennung eines der drängendsten sozialen Probleme der USA anspricht, schaffen diese Bilder es nicht auf die Seiten von Kristall. Ähnlich verhält es sich bei einer Reportage über die Eskalation der Gewalt im Nordirlandkonflikt, die Hanns-Jörg Anders 1969 für den Stern fotografiert. Das Magazin konzentriert sich in seinem Bericht ganz auf die Straßenschlachten in Belfast und Londonderry und klammert die Bilder, in denen Anders die sozialen Folgen dieses Bürgerkriegs dokumentiert, völlig aus.



Mit Arbeiten von Hanns-Jörg Anders, Sirah Foighel-Brutmann und Eitan Efrat, Günter Hildenhagen, Ryuichi Hirokawa und Thomas Hoepker.
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