Ein Zeuge des Jahrhunderts

8. Juni 2018

Der amerikanische Fotograf David Douglas Duncan oder kurz DDD ist am 7. Juni im Alter von 102 Jahren in seiner Wahlheimat Südfrankreich, in einem Krankenhaus in Grasse, an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben.
Der amerikanische Fotograf David Douglas Duncan oder kurz DDD ist am 7. Juni im Alter von 102 Jahren in seiner Wahlheimat Südfrankreich, in einem Krankenhaus in Grasse, an den Folgen einer Lungenentzündung verstorben.

Der 1916 in Kansas City geborene Fotograf begann als 18-Jähriger zu fotografieren, nachdem ihm seine Schwester eine Kamera zum Geburtstag geschenkt hatte. Zunächst veröffentlichte eine Lokalzeitung in Kansas City seine Aufnahmen, aber auch National Geographic wurde bald auf das junge Talent aufmerksam. Im Februar 1943 trat er dem U.S. Marine Corps bei und berichtete als Mitglied der einzigen von Fotografen begleiteten Bomberstaffel über den Krieg im Westpazifik. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs dokumentierte DDD im Auftrag von Life die Brennpunkte des 20. Jahrhunderts und verkörperte wie kein zweiter die goldene Ära des Fotojournalismus.
Der Fotograf spielte auch in der Geschichte der Leica M eine besondere Rolle: Wenige Monate nachdem die Leica M3 1954 auf der Photokina vorgestellt wurde, erhielt Duncan ein Exemplar über seinen Freund und Life-Kollegen Alfred Eisenstaedt. Aus seinen Verbesserungsvorschlägen entstand die Leica M3D, eine eigens für ihn konstruierte M3 mit Kupplung für den Schnellaufzug Leicavit. Anfang der 1960er-Jahre zog DDD nach Südfrankreich, wo er über Robert Capa Pablo Picasso kennengelernt und sich mit ihm angefreundet hatte. Die sieben Bildbände, die er über den Maler veröffentlichte, machten Duncan endgültig berühmt. 1996 vermachte Duncan sein riesiges Archiv dem Harry Ransom Centeran der University of Texas. Roy Fluckinger, Kunsthistoriker an der Universität, stellte dazu fest: „Duncan hat zwei Dutzend Bücher und zahllose Artikel publiziert, in den über 60 Jahren seiner Karriere hat er Hunderttausende Fotos geschossen. Gewiss hat er sich die Position eines der großartigsten Fotojournalisten des Jahrhunderts redlich verdient.“
 

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