Up North

Vincent Enot

20. Februar 2023

Vincent Enot hat einen Weg gefunden, seinen ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich zu reduzieren. In unserem Interview erzählt der französische Fotograf von seiner fünfwöchigen Reise von Frankreich bis nach Island, wo er schließlich den gesamten Inselstaat zu Fuß durchquerte.
Vincent Enots tollkühne Idee entstand während des ersten Lockdowns im Jahr 2020: Island zu Fuß und ohne Hilfe zu durchqueren. In Anbetracht der aktuellen klimatischen Herausforderungen und eines verantwortungsvolleren Ansatzes wollten er und sein Freund Arnaud Deshayes eine nachhaltige und ethische Reise in Angriff nehmen, die in die heutige Zeit passt; demnach mussten sie eine Alternative zum Flugzeug finden. Ihre Reise führte sie schließlich durch sechs Länder: Frankreich, Belgien, Deutschland, Dänemark, die Färöer-Inseln und am Ende Island. Ihr Ziel immer vor Augen, durchquerten sie die Insel dann zu Fuß – 400 Kilometer von Norden nach Süden.

LFI: Was war die Idee hinter Ihrem Projekt?
Vincent Enot
: Ich wollte aus der Dynamik des schnellen Reisens ausbrechen und meinen ökologischen Fußabdruck so weit wie möglich verringern – auch wenn mein Ziel ohne Flugzeug eigentlich nur schwer zu erreichen ist. Zudem wollte ich eine ästhetische Fotogeschichte produzieren, die eine Hommage an die Schwarzweißfotografie ist.

Was war Ihnen wichtig, fotografisch festzuhalten?
Für mich war es am wichtigsten, das Abenteuer selbst zu fotografieren und so viele Momente und Orte wie möglich festzuhalten. Ich bin mit keiner festen Vorstellung an die Sache herangegangen, sondern wollte Fotos machen, die die Realität eines solchen Abenteuers darstellen und gleichzeitig eine gewisse Ästhetik bewahren.

Hat das Projekt Ihren fotografischen Ansatz oder die Art und Weise, wie Sie die Welt sehen, verändert?
Ich denke, dass dieses Projekt meine Herangehensweise an die Fotografie und vor allem meine Art zu fotografieren bestätigt hat, anstatt sie zu verändern. Es hat mir ermöglicht, meinen Platz in diesem Medium zu verstehen und zu erkennen, dass ich die Fotografie gern ausübe. Ich fühle mich von vielen fotografischen Stilen angezogen – Street, Landschaften und so weiter … Die Dokumentarfotografie vereint viele dieser Genres und ermöglicht es mir, eine Geschichte zu erzählen, die in meinen Augen vollständiger ist.

Wie lange hat das Projekt gedauert, und was war die größte Herausforderung?
Wir haben etwas weniger als sechs Wochen gebraucht, um das gesamte Projekt abzuschließen, wovon die Wanderung durch Island fast zwei Wochen in Anspruch nahm. Das war auch zweifellos die größte Herausforderung: Es gab dort zeitweise Winde von 100 km/h, Regen und Temperaturen im Minusbereich – was für eine Kombination.

Wie war es, unter diesen Bedingungen mit der Leica M6 zu fotografieren?
Für mich war das ziemlich symbolträchtig. Ich habe meine erste Leica M6 vor ein paar Jahren bekommen. Ein kompaktes, leichtes und widerstandsfähiges Gerät zu haben, ermöglichte es mir, während dieses Abenteuers selbstbewusster und effizienter zu fotografieren – besonders bei dem ziemlich rauen Wetter, das wir hatten. Zu diesem Zweck waren die Leica M6 und das 21-mm-Objektiv für mich die beste Wahl. Allerdings bin ich auch der Meinung, dass die Ausrüstung, die man benutzt, immer hinter der Idee stehen sollte, die man hat, und sie nicht ausbremsen darf.
Danilo Rößger
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Vincent Enot
EQUIPMENT: Leica M6 mit Super-Angulon-R 1:4/21

Vincent Enot+-

© Louis Victor
© Louis Victor

Vincent Enot wurde in Cognac im Département Charente, Frankreich, geboren und lebt derzeit in Paris. Er ist ein unabhängiger Fotograf, der seine berufliche Laufbahn im Jahr 2022 begann. Er zog zunächst nach Neuseeland, kehrte aber 2019 wieder nach Frankreich zurück. Seitdem wandert er durch verschiedene Länder und Kontinente, immer ausgerüstet mit seinen Kameras und dem Nötigsten, um über die Runden zu kommen.  Mehr

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