World Cup Girls

Thomas Mandl

12. Juli 2018

In seinem Projekt "World Cup Girls" lichtet der Münchner Fotograf Thomas Mandl weibliche Fußballfans aus der ganzen Welt ab und hat dabei ein entschlossenes Ziel: Er möchte den Hashtag #worldcupgirls kapern, um diesen vom Sexismus zu befreien und positiv zu konnotieren. Im Interview erzählt er von den Reaktionen, die das Projekt ausgelöst hat, seinen Eindrücken während der Weltmeisterschaft und diskutiert die Rolle von Bildern im Fußball.
LFI: Worauf möchten Sie mit World Cup Girls aufmerksam machen?
Thomas Mandl: Mein Hauptanliegen mit dieser Reportage ist die Stärkung der weiblichen Fußballfan-Kultur. Zudem möchte ich auf den Sexismus aufmerksam zu machen, der leider immer noch sehr stark mit der Thematik der weiblichen Fußballfans verknüpft ist.

Wie fielen die Reaktionen aus?
Überwiegend sehr positiv. Ich habe sehr viele Nachrichten aus allen möglichen Ländern erhalten und viele Leute haben sich für mein Engagement bedankt. Alle Frauen, die ich im Zuge der Reportage porträtiert habe, waren dankbar und stolz darauf, ein Teil dieser Arbeit zu sein.

Welche Techniken haben Sie angewandt, um Ihr fotografisches Ziel zu erfüllen? War die Herangehensweise im Vergleich zu Ihren restlichen Arbeiten eine andere?
Zunächst hatte ich keine Ahnung, was mich in Russland erwarten wird. Ich hatte von den russischen Behörden keine Akkreditierung bekommen und musste mich daher wie ein Fußballfan verhalten. Insgesamt hatte ich vier verschiedene Fanschals dabei. Beinahe alle Bilder sind in Moskau am gleichen Ort entstanden. Es gab in der Innenstadt nur einen Platz, an dem ich die Porträts vor einem schwarzen Hintergrund fotografieren konnte und so musste ich teilweise sehr geduldig sein und warten - oder die Frauen überzeugen, mit mir an diesen Ort zu gehen. Normalerweise rede ich nicht so viel mit den Personen, die ich im Zuge von Reportagen fotografiere. Für diese Arbeit musste ich aber sehr offensiv, offen und gesprächig sein. Oft sind den Bildern lange Gespräche mit den Fans vorausgegangen.

Wie haben Sie persönlich die Weltmeisterschaft wahrgenommen?
Ich habe in vielen Gesprächen mit weiblichen Fans aus aller Welt erfahren, dass es in vielen Ländern leider noch drastische Veränderungen braucht, um den Sexismus im Fußball zu beseitigen. Vor allem in Russland selbst muss sich noch viel tun.

Welchen Einfluss hat Fotografie ihrer Meinung nach auf Fußball?
Bilder haben einen sehr großen Einfluss auf den Fußball, da teilweise nur 40.000 Fans live dabei sein können und der Rest der Welt die Geschehnisse nur über (Bewegt-)Bilder mitbekommt. Daher ist es auch so frustrierend, dass über 95 Prozent der weiblichen Fans nicht gezeigt werden, da sie nicht in das einseitige Schönheitsideal der "Perv-Cam" passen oder auf Instagram nicht "sexy" genug sind, um unter dem Hashtag #worldcupgirls gezeigt zu werden.
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Thomas Mandl
EQUIPMENT: Leica M-P (Typ 240), Summicron-M 1:2/50 Asph

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© Miguel Oliveira
© Miguel Olivera

Thomas Mandl wurde 1990 in München geboren und fing mit 16 Jahren an analog zu fotografieren. Nach seinem Abitur entschied er sich zunächst für ein Studium der Geographie und Politik. Parallel zu seinem Studium fing er mit der Mode-Fotografie an und arbeitete als Filmemacher in Stockholm und München. Seit 2017 liegt sein Fokus auf eigenen Reportagen und aktivistischen, politisch motivierten Projekten. Mehr

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