Jharia

Stefano Schirato

24. Mai 2021

Stefano Schirato hat in der ostindischen Bergbauregion die beängstigenden Nebeneffekte intensiven Rohstoffabbaus in eindringlichen Bildern dokumentiert.
Beeinflusst von Fotografen wie Gilles Peress, James Nachtwey und Paolo Pellegrin hat sich der Italiener Stefano Schirato auf den Weg nach Indien gemacht, um die unmenschlichen Bedingungen in den dortigen Kohleminen fotografisch zu dokumentieren. Wie er zu diesem Thema gekommen ist und welche Herausforderungen es dort zu bewältigen gab, berichtet er im Interview.

LFI: Was war Ihre Ausgangsidee für dieses Projekt – was genau hat Sie dazu bewogen, die Situation in Jharia darzustellen?
Stefano Schirato: Generell erzähle ich gern persönliche Geschichten von Menschen am Rande der Gesellschaft. Zum 25. Jahrestag der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl habe ich angefangen, mich mit dem Thema Umweltverschmutzung zu beschäftigen, und mich zunächst auf Umweltkatastrophen in Italien konzentriert. Danach suchte ich in anderen Ländern nach Geschichten zu diesem Thema und stieß auch auf das Thema Jharia. Ich habe festgestellt, dass es sich lohnt, darüber zu berichten und blieb schließlich einen Monat lang dort.

Wie kann man sich das Leben der Menschen und ihre fotografische Arbeit an diesem Ort vorstellen?
Das Leben in Jharia ist eher ein Überleben: Die Menschen dort fristen ihre Existenz durch illegalen Kohlehandel und setzen aufgrund der Beschaffenheit des Bodens ständig ihr Leben aufs Spiel. Die Luft war voller Rauch und das Atmen fiel schwer; wir mussten ständig eine Gesichtsmaske tragen. Das Schwierigste an der Dokumentation war die Tatsache, dass ich in Gebieten fotografieren musste, deren Betreten verboten war, sodass ich sehr schnell handeln musste. Außerdem musste ich ständig darauf achten, mich nur dort zu bewegen, wo der Boden nicht abzusinken drohte.

Was hat Sie dieses Projekt gelehrt?
Ich konnte lernen, wie widerstandsfähig Menschen sein können und wie wichtig das ist. Besonders beeindruckt hat mich das Schiksal von Muskan Kumari, ein 13-jähriges Mädchen, das ein Bein verloren hatte, nachdem es in einem Erdloch versunken war. Trotzdem hat Muskan ihren Lebensmut nicht verloren; ich habe gesehen, wie sie im Haus herumlief und lächelte, trotz allem, was sie durchmachen musste. (Interview: Danilo Rößger)

Lesen Sie die komplette Geschichte in der LFI 4/2021.

Alle Bilder auf dieser Seite: © Stefano Schirato
Ausrüstung: Leica Q, Summilux 1:1.7/28 Asph.
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Schirato © Paolo Iammarrone
© Paolo Iammarrone

Geboren 1974 in Bologna, wo er einen Abschluss in Politikwissenschaften machte. Seither ist Schirato als freiberuflicher Fotograf mit einem Fokus auf sozialen Themen tätig. Der Fotograf kooperiert mit Magazinen, Verbänden und NGOs wie Caritas Internationalis oder Emergency; er veröffentlicht in Medien wie der New York Times, Vanity Fair oder CNN und lehrt Fotografie an der Leica Akademie Italien. Mehr

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