Vivian Maier – Street Photographer

19. Februar 2015

Erstmals werden auch farbige Leica Fotografien von Vivian Maier in Deutschland präsentiert. Eine Ausstellung im Willy-Brandt-Haus, Berlin, vom 19. Februar bis zum 12. April 2015.
Was vor acht Jahren mit der Entdeckung des Lebenswerkes durch eine Zwangsversteigerung begann, ist bis heute eine der spannendsten Geschichten der Fotografiegeschichte des zwanzigsten Jahrhunderts: innerhalb weniger Jahre ist Vivian Maier (1926 - 2009) zu einer der wichtigsten amerikanischen Fotografinnen aufgestiegen und sie zählt mittlerweile zu den bedeutendsten Vertretern der Street Photography. Allerdings hatte zu Lebzeiten niemand ihr Werk, geschweige die Qualität ihrer Aufnahmen kennen gelernt. Dabei ist das Werk riesig: von heute geschätzten 150.000 Aufnahmen kannte die Öffentlichkeit nichts und auch die Fotografin selbst hatte große Teile ihrer Aufnahmen nie gesehen und weiter verarbeitet. Bis heute gibt es tausende von unentwickelten Filmrollen, die auf ihre Entdeckung warten. Maier arbeitete für ihren Lebensunterhalt als Kindermädchen in New York und vor allem in Chicago. Die Straßen dieser beiden Städte waren unerschöpflicher Fundus für ihre Aufnahmen. Maiers Fotografien sind spannende Dokumente einer urbanen Kulturgeschichte des Alltags in den USA der fünfziger bis achtziger Jahre.

Eine Auswahl von 110 Aufnahmen zeigt das Willy-Brandt-Haus vom 19. Februar bis 12. April 2015 in Zusammenarbeit mit der spanischen Ausstellungskuratorin Anne Morin (Direktorin von diChroma photography), die in Kooperation mit der New Yorker Galerie Howard Greenberg diese Ausstellung zusammenstellen konnte. Nach Stationen in Spanien, Frankreich, Belgien, Schweden, Niederlande hat die Ausstellung nun auch ihre Stationen in Berlin (und ab Mitte April) in Aachen. Neben 90 schwarzweißen Bildern, die Maier mit ihrer Rolleiflex-Kamera aufnahm, werden jetzt erstmals auch 20 Farbaufnahmen präsentiert. Ab Mitte der sechziger Jahre hatte die Fotografin begonnen, mit ihrer Leica IIIc auch in Farbe zu fotografieren. Diese Farbaufnahmen sind eine weitere Überraschung im sensationellen Werk der Fotografin. Immer standen das Straßenleben, Passanten und zufällig festgehaltene Situationen im Mittelpunkt ihrer Aufnahmen. Maier hatte nicht nur ein perfektes Gespür für den Moment, Ausschnitt und Bildgestaltung, sondern – so zeigt es sich jetzt – konnte auch die Farbe als zusätzliches ästhetisches Ausdrucksmittel eloquent in ihre Fotografie integrieren.

Während Vivian Maier verarmt und vergessen 2009 in Chicago starb, erfreut sich ihr Werk heute wachsender Wertschätzung in der fotografischen Szene und bei Sammlern. In Deutschland wurden ab Januar 2011 erstmals rund 80 Arbeiten von Maier durch die Galerie Hilaneh von Kories in Kooperation mit dem wichtigsten Nachlassverwalter John Maloof präsentiert, der heute zusammen mit dem New Yorker Galeristen Howard Greenberg die sukzessive Aufarbeitung des Werkes vorantreibt. Auch der viel beachtete Dokumentarfilm „Finding Vivian Maier“, den Maloof vor zwei Jahren vorstellte, gab intime Einsichten in das Leben und Werk von Maier, ebenso wurden mittlerweile mehrere Bücher publiziert. Diese neue Berliner Ausstellung gibt nun - nicht zuletzt durch die Präsentation der Farbaufnahmen - weitere Einblicke in das phänomenale Werk Vivian Maiers.
1/4
1/4

Vivian Maier – Street Photographer