Der Plattenladen

Robin Maddock

7. Juni 2019

In seiner Serie III fotografierte Robin Maddock drei Dinge, denen die Themen Bewegung und Flüchtigkeit gemeinsam sind. Für den LFI-Blog berichtet er von einer besonderen Begegnung in einem Plattenladen.
„Sandy war der Name des Eigentümers und Sie können sich vergewissern, dass dieser Kerl die schlechtesten Online-Bewertungen für seinen Service bekommt, die je geschrieben wurden, wie etwa diese hier: ‚Mit Abstand das schlechteste Einkaufserlebnis, das mein Partner und ich je erlebt haben, kaufen Sie NICHT dort ein! Der Besitzer (der fettleibige ältere Kerl) war uns gegenüber aggressiv, machte sich über unsere Herkunft lustig (Sydney) und sagte, dass wir dortbleiben und nicht zurückkommen sollten.‘

Er verlangt überhöhte Preise und wirft dann Leute aus dem Laden, die den Preis für zu hoch halten: Ich erzählte von einer Jazzplatte, die ich besitze und sehr schätze, und er sagte mir, dass sie 50 Dollar koste. Er fragte, was ich bezahlt hätte und ich antwortete ehrlich: zehn Dollar. Er verlor die Beherrschung und schrie mich vor meiner Frau an. Er hat mich aus dem Laden gejagt.

Man muss wissen, was man will, sonst wird er beleidigend. Ich muss sagen, ich mochte ihn sehr … Ich musste mir zwar eine halbe Stunde lang anhören, wie die Umstellung auf digitale Datenträger uns alle fertig macht. Aber irgendwann war ich wohl einer Meinung mit ihm, denn er erlaubte mir, Fotos machen und wir schüttelten uns die Hände. Er erinnerte mich an Charles Bukowski, an der Oberfläche laut und rau .... doch im Inneren war etwas anderes, eine tiefe Liebe zur Musik.

Mit meinem Tischtennisball war ich ein gefundenes Fressen für ihn, er bemerkte bloß: „Bist du zurückgeblieben?‘ Hier ist eine letzte Ein-Stern-Bewertung für seinen Service: ‚Dieser Typ lebt in einer Traumwelt. Ich war in Plattenläden auf der ganzen Welt, und das ist bei weitem das Schlimmste, was ich je gesehen habe.‘ Gut gemacht, was für ein Kerl! Ihm ist es wirklich völlig egal. Und das in einer Zeit, in der Unternehmen so viel Macht haben, einer Zeit der Konformität und des gefälschten Glücks. Solch eine Begegnung ist so erfrischend wie eine Dose Dr. Pepper Cherry, die die kalifornische Sonne durch ein geschlossenes Fenster erwärmt hat.“

Sie finden das gesamte Portfolio in der aktuellen Ausgabe LFI 4/2019.
Bild und Text: © Robin Maddock
EQUIPMENT: Leica R 6.2 mit Summicron-R 1:2/50

Robin Maddock+-

Robin Maddock wurde 1972 in England geboren. Bevor er einen Master-Studiengang in Fotografie an der Universität Westminster absolvierte, hatte er Archäologie in Wales studiert. Sein erstes Fotobuch, Our Kids Are Going to Hell, erschien 2009, gefolgt von God Forgotten Face 2011. Die hier vorgestellte Serie wurde 2014 unter dem Titel III veröffentlicht. Mehr

 

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