Der Elugun

Pablo Ernesto Piovano

18. Dezember 2020

Der argentinische Fotograf spricht über ein historisches Ereignis, das selbst die Spitzen der chilenischen Politik erschütterte.
„Als die chilenische Polizei Camilo Catrillanca ermordete, einen Mapuche-Jugendlichen, der in der Región de laAraucanía lebte, beschloss ich, am nächsten Tag dorthin zu reisen. Die Reise dauerte fast 24 Stunden, etwa 1600 Kilometer mit dem Auto ohne Zwischenstopp, die über die argentinische-chilenisch Grenze bis in die Anden führten. Der Elugun (eine Art Mahnwache der Mapuche) dauerte drei Tage. Es war eine historische und unvergessliche Zeremonie, an der fast 5000 Menschen teilnahmen – alle politischen und spirituellen Autoritäten der Mapuche eingeschlossen. Sie nahmen Abschied von einem Waichafe (Krieger) aus ihren Reihen. Die Szenerie gab mir das Gefühl, mehrere Jahrhunderte in der Zeit zurückgereist zu sein. Alles, was ich sah, war auf eine gewisse Weise altehrwürdig.

Dieser Trauerzug war ein historisches Ereignis, das selbst die Spitzen der chilenischen Politik erschütterte. Hauptsächlich war das Thema wegen der schieren Ungerechtigkeit dieses Todes im Rampenlicht; es wurde aber auch aufgedeckt, dass die Polizei und das Justizsystem in Komplizenschaft mit den Medien die Hintergründe des Mordes zu verschleiern versuchten. Es gab verschiedene Gemeinsamkeiten zwischen dem Mord an Catrillanca in Chile und dem Tod des Mapuche Santiago Maldonado in Argentinien. Ein Jahr später sollte dieser soziale Aufschrei die Straßen der chilenischen Hauptstadt erreichen …“

Lesen Sie die ganze Geschichte in LFI 01.2021.
Text und Bild: Pablo Ernesto Piovano
EQUIPMENT: Leica M10 mit Summicron-M 1:2/28 Asph

Pablo Ernesto Piovano+-

© Romina Morua
© Romina Morua

Seit seinem 18. Lebensjahr arbeitet der 1981 in Buenos Aires geborene Piovano als Dokumentarfotograf. Er fotografierte u. a. für Geo, Stern, Liberation oder Bloomberg und erhielt prestige-trächtige Auszeichnungen wie den Nannen-Preis oder den Greenpeace Award. 2018 kürte ihn World Press Photo zu einem der sechs Talente Südamerikas. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Museen und Festivals ausgestellt. Mehr