Auf Eisbärenjagd

Ragnar Axelsson

14. April 2016

„An diesem Tag wurde eine Sturmwarnung für das kleine Örtchen Ittoqortoormiit an der Ostküste Grönlands ausgegeben. Plötzlich entdeckten Hjelmer und sein Bruder Ababa vier Eisbären auf dem Eis – das konnten sie sich nicht entgehen lassen.“
„An diesem Tag wurde eine Sturmwarnung für das kleine Örtchen Ittoqortoormiit an der Ostküste Grönlands ausgegeben. Hjelmer und sein Bruder Ababa hielten acht Kilometer von der Hauptsiedlung entfernt Ausschau nach dem aufziehenden Sturm. Plötzlich entdeckten sie vier Eisbären auf dem Eis. Die beiden Brüder waren ihr ganzes Leben lang Jäger gewesen und haben bereits unzählige Male gegen die Naturgewalten gekämpft. Vier Eisbären waren etwas, das sie sich unmöglich entgehen lassen konnten.

Sie sahen sich an, dann schauten sie in Richtung der Berge, wo der Sturm bereits wütete. Uns würde nicht mehr viel Zeit bleiben, bevor er uns mit voller Härte treffen würde. Die Brüder entschieden sich dazu, den Bären auf den gefrorenen Ozean zu folgen. Es war etwas unheimlich, das Eis war in Bewegung und wurde zu den Rändern hin immer dünner. Zwischen den Eisbergen laufend und springend schaffte es Hjelmer, einen der vier Bären zu erlegen. Das bedeutete eine riesige Einnahmequelle für ihn und seine Familie. Es ist für alle traurig, den König des Eises fallen zu sehen, aber so ist das Leben der Jäger in der Arktis bereits seit Hunderten von Jahren.

Während der Jagd hatte Hjelmer seine Ersatzmunition verloren, und im Falle einer Attacke der Eisbären wären wir unbewaffnet gewesen. Normalerweise suchen sie das Weite, aber du kannst nie wissen, wann sie der Hunger packt. Das Bild entstand auf unserem Weg zurück ins Dorf. Der Sturm hatte uns bereits weit draußen auf dem Eis getroffen, und wir kämpften gegen die Naturgewalten. Es dauerte Stunden, bis wir wieder an Land waren. Auf dem Eis konnten wir kaum die Hand vor Augen sehen. Der Sturm wütete einige Stunden lang, und das Eis, über das wir uns zurückgekämpft hatten, sah komplett anders aus als noch am Tag zuvor.“

Am 14. April 2016 findet der LFI Artist Talk mit Ragnar Axelsson in Hamburg statt. Beginn ist um 19:00 in der Springeltwiete 4. Der öffentliche Artist Talk markiert gleichzeitig den Beginn eines intensiven Dreitagesworkshop mit dem isländischen Fotografen.

Die Reportage sehen Sie in der LFI 2/2016.

Ragnar Axelsson+-

Geboren 1958 in Island, Ausbildung zum Fotografen. Bereits mit 18 Jahren wurde Ragnar Axelsson Fotograf bei der isländischen Tages-zeitung Morgunblaðið – seitdem dokumentiert er die Natur und das Leben der Menschen im Norden. Seine Bilder erschienen u. a. in Life, Geo, Polka, Newsweek, im Stern und im Time Magazine. Drei Bücher sind bisher erschienen: Faces of the North (2004, Neuauflage 2015), Last Days of the Arctic (2010) und Behind the Mountains (2013). 2001 erhielt er eine ehrenhafte Erwähnung beim Leica Oskar Barnack Preis. Mehr

 

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