Future Studies

Luca Locatelli

23. Oktober 2020

Mit seiner Serie Future Studies ist der italienische Fotograf Luca Locatelli der Gewinner des Leica Oskar Barnack Awards 2020. Sein Thema könnte kaum zeitgemäßer sein, geht es ihm doch um die Debatte zum Verhältnis von Mensch, Natur und Technologie.
Luca Locatellis nun ausgezeichnete Serie Future Studies soll das Bewusstsein für die zentralen Umweltfragen des 21. Jahrhunderts schärfen. Im Zentrum stehen Fragen zur Landwirtschaft und zukünftigen Nahrungsmittelproduktion, zur Expansion der Städte, zur Müllvermeidung und Lösungen für eine effiziente Kreislaufwirtschaft sowie zur zukünftigen Versorgung mit erneuerbaren Energien. Aus dieser Vielzahl von Themen und der Fülle von Bildmotiven konzentrierte sich Locatelli in seiner zum LOBA eingereichten Auswahl vor allem auf Ernährungsfragen und die Chancen der Energiewende; die Motive entstanden fast alle in Europa, denn „wenn man anfängt, nach möglichen Lösungen und den vielversprechendsten Beispielen zu suchen, die sich mit Klimafragen auseinandersetzen, dann entdeckt man, dass vor allem der Norden Europas schon eine andere Welt ist. Das Epizentrum liegt in Europa“. So war der Fotograf in Island, Dänemark, den Niederlanden und in Großbritannien unterwegs.

Allein in Deutschland verbrachte er für einen Auftrag für National Geographic 2015 über zwei Monate, um die Energiewende zu dokumentieren. Im Gepäck hatte er seinerzeit erstmals eine Leica S. „Es war ein riesiger Auftrag. Da entscheidet sich eine der größten Industrienationen der Welt mit einem Regierungsprogramm, die Art und Weise der Energieproduktion zu ändern! Mit allen Fehlern und Irrtümern. Ich war beeindruckt. Ich war in Kohlebergwerken, bei der traditionellen Energieerzeugung und ebenso bei Innovatoren. Es war nicht immer leicht, eine Lizenz zu bekommen oder einfach in einen Helikopter zu steigen oder auf eine Windturbine mitten in der Nordsee zu klettern.“ Seine beeindruckenden Aufnahmen sind dabei weit mehr als Dokumentationen, in ihrer Komposition und starken Farbigkeit geben sie auf ungewohnte Weise Einblicke in sonst nicht einsehbare Orte.

Locatelli sieht seine Arbeit als Beitrag zu einer dringend zu führenden Debatte, wie wir zukünftig leben wollen. Er ist überzeugt, dass echter Fortschritt und wahre Entwicklung nur mit einer möglichst geringen Belastung für die Umwelt möglich sind: „Eines der charakteristischsten Symptome der Zeit, in der wir leben, ist das wachsende Gefühl des Verlusts einer besseren Zukunft, eines hypothetischen Morgens, das als etwas Vielversprechendes und doch Unbekanntes wahrgenommen wird. Nie zuvor wie in dieser schwierigen Covid-19-Zeit, in der die Welt stillsteht, hatten wir Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie unsere Haltung in der Zukunft aussehen sollte, in dem Bemühen, wieder eine gesunde Beziehung zur Natur und zum Planeten herzustellen.“ 

Die Serie und weitere Informationen finden Sie in der LFI-Ausgabe 8/2020.
Ulrich Rüter
ALLE BILDER AUF DIESER SEITE: © Luca Locatelli
EQUIPMENT: Leica S

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© Luca Locatelli

Luca Locatelli, 1971 in Italien geboren, hat nach einem Studium der Informationstechnologie mehr als zehn Jahre als Softwareentwickler gearbeitet, bevor er 2006 seine Arbeit als Dokumentarfotograf aufnahm. Seit 2016 wird er von internationalen Agenturen wie dem Institute for Artist Management vertreten und seit 2015 ist er Fotograf bei National Geographic. Im Rahmen seiner Arbeit als Fotograf und Filmemacher produziert Locatelli seine Geschichten in Zusammenarbeit mit Journalisten, Umweltschützern und Wissenschaftlern, um seine Forschung intensiver zu kontextualisieren. Er lebt in Mailand. Mehr

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